Zum Hauptinhalt springen

Lauter böse Bauern-Bonzen?

Von Hermine Hackl

Gastkommentare

Schwarzmalen ist zurzeit für die Landwirtschaft angesagt. Ein Ausspielen von Groß gegen Klein, von West gegen Ost. Jeder gegen jeden. Bringt nichts! Nur gemeinsam sind wir stark! Wo Schatten, da ist auch viel Licht. Das haben wohl die Schwarzmaler vergessen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Lichtvoll ist etwa die Tatsache, dass Österreich zu den ökologischen Paradiesen dieser Welt gehört. Generationen von heimischen Landwirten haben die Basis dafür gelegt - in Zeiten, in denen von Umweltförderungen noch keine Rede war.

Eine prächtige Landschaft wächst nicht über Nacht. Förderungen und Ausgleichzahlungen sind die eine Sache. Freiwillige Leistungen und sorgsamer Umgang mit der Natur sind mit Geld nicht wirklich abzugelten. Nachhaltigkeit ist ein Prinzip, das aus der Forstwirtschaft kommt und in Österreich seit 1851 im Forstgesetz verankert ist. Das hatte damals wohl nichts mit EU-Förderungen zu tun, sondern mit dem echten Wahrnehmen von echter Verantwortung.

Für umfassenden Naturschutz ist der Besitz von Grund und Boden eine gute Basis. Wer mehr davon hat, kann auch mehr beitragen. Das tun unsere "Großen" auch. In Österreich gibt es unberührte Urwälder, hunderte Jahre alte Teiche, die als Genpools das Gedächtnis unserer Welt sind, weltweit einzigartige Waldgesellschaften. Da gibt es große "Bauern-Bonzen" und "Gutsherren", die zig Hektar außer Nutzung nehmen und der Naturforschung zur Verfügung stellen, sich liebevoll um "unproduktive" Fledermaushöhlen oder seltene Amphibien kümmern und einzigartige Pflanzenarten wie ihren Augapfel hüten. Diese Beispiele sind nahezu beliebig fortführbar.

Einziger "Fehler" dabei: Sie reden kaum darüber, hüten die tausenden Kleinode seit Generationen wie einen besonders wertvollen Familienschatz, machen ihn nicht zu Geld, sondern schützen ihn vor Beeinträchtigungen durch touristische Trampelpfade und selbst vor Förderzugriffen. Man mag das verrückt finden, nobel oder idealisierend. Egal. Es ist eine andere Seite der Realität, die in jüngster Zeit zu kurz kam.

Damit unser Paradies erhalten bleibt, brauchen wir keine Hetzer, sondern ehrliche Mitwirkende. Das beste Beispiel dafür ist Bio, das in Österreich eine Erfolgsgeschichte ist, die weltweit Ihresgleichen sucht. Erst als die größeren landwirtschaftlichen Betriebe als Impulsgeber vorangingen, ist der Bio-Gedanke vom Boden gekommen und wurde vom Nimbus der Verrücktheit befreit. Erst als kleinere Betriebe auf den Zug aufsprangen, haben die dadurch erzielten Mengen Marktreife erreicht. Erst als der Handel das erkannte, begann die Erfolgsgeschichte so richtig abzuheben. Erst als die Konsumenten Bio im Geschäft ums Eck entdeckten, war der große Durchbruch gelungen.

Malen wir bunt statt schwarz zu schreiben. Die Zukunft liegt in der positiven Kraft, nicht im Krankjammern oder Schwarzmalen. Die Natur macht es vor. Wie wir in den Wald hineinrufen, so kommts zurück. Viel komplizierter ist das Leben in Wahrheit nicht.

Hermine Hackl ist Präsidentin der Naturschutzorganisation Biosa (Naturschutzplattform der Land-/Forstbetriebe Österreich).