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Alle Jahre wieder . . . kommt nach Weihnachten der Boxing Day im englischen Fußball - und mit ihm das traditionelle Gesudere über den Post-Weihnachtsstress.
Während die meisten anderen Ligen quasi still und starr ruhen, kennt die englische keine Gnade, manche Teams müssen binnen 48 Stunden zwei Spiele bestreiten. Der FC Liverpool hätte eigentlich am wenigsten Grund zum Jammern: Er hat (nach den Strapazen der gewonnenen Klub-WM wohlgemerkt) einen Tag länger Pause, zudem dürfte auch der sportliche Erfolg beflügeln. Nach dem 4:0 gegen Leicester City hat Liverpool bei einem Spiel weniger 13 Punkte Vorsprung auf den Sensationsmeister von 2016, auch Manchester City liegt unabhängig vom Ausgang des Freitagspiels gegen Wolverhampton mehr als zehn Zähler zurück. Trotzdem sah jetzt auch der Trainer der Reds Rot: Zwei Spiele binnen so kurzer Zeit seien "ein Verbrechen", sagte Jürgen Klopp - und erntete umgehend Beifall seiner Konkurrenten. Tottenham-Trainer José Mourinho wiederholte Klopps Diktion und fügte hinzu, es sei "gegen jede Regel der Physiologie und Biologie", auch Leicester-Coach Brendan Rodgers sprach angesichts des Terminplans von "komplettem Unsinn", Brighton-Trainer Graham Potter äußerte sich ebenfalls kritisch, sieht die Sache aber zumindest ein bisschen differenzierter und verweist auf den weltweiten Unterhaltungsfaktor der Premier League gerade während der Weihnachtsfeiertage.
Und Unterhaltung ist gleich Geld: Die Tage rund um Weihnachten sind traditionell die umsatzstärksten in der ohnehin diesbezüglich nicht schwachbrüstigen Premier League, die angesichts der Diskussionen um die Winter-WM 2022 in Katar den Teufel tun und den weihnachtlichen Spielplan ändern wollte. Mit einer kollektiven Streikdrohung freilich hätten die Klubs ein starkes Mittel in der Hand, das zu ändern, anstatt nur zu jammern. Doch dafür wird sich kaum eine Mehrheit finden lassen. Zu lautstark rieselt das Geld.