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Le musée, c’est moi

Von Christoph Irrgeher

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Vor langer Zeit, da gab es einen Wiener Stadtrat, der wollte die Kunst entpolitisieren. Es war löblich. Was diese Strategie Peter Marboes jedoch im Fall der Kunsthalle Wien bewirkte, war ein Schuss ins eigene Knie. Zwar wurde diese Kunsthalle in fast allen Belangen von der Politik abgenabelt. Nur nicht in puncto Geldzufuhr. Und diese Autonomie (um nicht zu sagen: Narrenfreiheit) machte sich schmerzlich bemerkbar. Als der Verein im Jahr 2000 seinen Direktor Gerald Matt verlängerte, blieb dies erst einmal im Kreis des Vertrauens. Konkret gesagt, erfuhr Marboe angeblich erst eineinhalb Jahre später davon.

Nun hätte dieser Vorfall ausreichen können, um einen Systemfehler in der Kunsthalle zu orten. Hat er aber nicht, sondern wurde erst nun im Licht ungleich größerer Anschuldigungen offenbar. Sollten sich die als zutreffend herausstellen, ist die Schuld darum nicht nur bei Matt zu suchen. Denn wo die Politik zahlt und einen Vereinsvorstand gewähren lässt, dessen Aufgaben darin zu bestehen scheinen, einen Direktor vor Kritik zu schützen und ewiglich zu verlängern, da täte sich wohl auch die besonnenste Führungskraft schwer, nicht eine "Le musée, c’est moi"- Mentalität zu entwickeln.

Dass der aktuelle Kulturstadtrat dieses System nun demontiert, ist gut. Noch besser wäre es freilich, wenn diese Transparenz nicht nur für die Zukunft gilt. Sondern wenn auch all die Vorwürfe, die derzeit Staatsanwaltschaft und Kontrollamt beschäftigen, lückenlos und öffentlich geklärt werden. Auch im Sinne Matts. Weil eine Unschuldsvermutung heute kaum mehr eine Zierde ist.