Eine Podiumsdiskussion der "Wiener Zeitung" am 16. April widmet sich dem Thema Smart Living. Eine Vorschau.
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Wien. Autonom fahrende Fahrzeuge, selbsteinkaufende Kühlschränke und Arbeiten im globalen Team, aber vom Sofa aus: Die Technologien der Smart City und des Internets der Dinge sind bereits weit fortgeschritten und ihre großen Versprechen heißen Effizienz und Flexibilität. Doch was bedeutet "Smart Living" tatsächlich? Bringt uns eine durchdigitalisierte Zukunft tatsächlich mehr Freiheit? Werden wir in einer vernetzten Welt, weniger Ressourcen verbrauchen?
Wir werden am 16. April im Rahmen der Future Challenge "Leben 2030" darüber diskutieren. Unsere Podiumsgäste: Christian Köberl, Direktor des Naturhistorischen Museums in Wien; Isabella Mader, Vorstand des Excellence Institutes und Executive Advisor des Global Peter Drucker Forums; Mathias Mitteregger, Forscher an der TU Wien und Christian Panzer, Leiter der Unternehmensentwicklung von Wien Energie.
Mehr Strom, mehr Kosten
"Ich habe kein Smartphone, und ich will auch keines", Christian Köberl macht keinen Hehl aus seiner Skepsis gegenüber der digitalen Kultur, in der wir bereits leben. Er ist Direktor des Naturhistorischen Museums in Wien, Professor für Impaktforschung und planetare Geologie der Uni Wien. Er wird bei der Podiumsdiskussion die Keynote halten. An eine positive Vision eines smarten Lebens mag er nicht glauben: "Ich brauche dieses Internet der Dinge nicht. Ich weiß nicht, wozu es gut sein soll, wenn der Kühlschrank für mich im Supermarkt einkauft oder ein autonom fahrendes Auto auf Bestellung kommt - ich suche mir die Sachen gern selbst aus, und ich fahre mit den Öffis oder lenke selbst." Sein Verdikt: "Was als smart verkauft wird, ist ökologischer Wahnsinn, weil es fehleranfällig ist, auf Obsoleszenz beruht und letztlich Stromverbrauch und Kosten erhöht."
An der TU Wien untersucht Mathias Mitteregger, was es für Städte bedeuten könnte, wenn etwa das autonome Fahren einmal selbstverständlich sein wird. Er leitet u.a. das Forschungsprojekt "Avenue21". Autonome Fahrzeuge werden sich im öffentlichen Raum mittels ihrer Sensoren und Kameras zurechtfinden. Noch ist nicht entschieden, was mit den Daten geschieht: "Ob diese nur zum Zweck des Fahrens oder auch für andere Interessen eingesetzt werden", so Mitteregger. Wie ein Telefon als Smartphone auch zu einem Messinstrument wird, aus dessen Daten Dritte Nutzen ziehen, kann künstliche Intelligenz aus einem Auto ein Datenverarbeitungsgerät machen. "Aus meiner Sicht ist allerdings kein Platz für technologischen Pessimismus," sagt Mitteregger. "Wir sind als Menschen technologiebegabt. Wir entwickeln uns als Spezies mit den Technologien, die wir einsetzen. Schon allein deswegen leisten die Dinge, die wir schaffen, Gutes und Schlechtes. Sie sind ein Spiegel der Person, die sie einsetzt und der Gesellschaft, die sie hervorbringt."
Smartes Potenzial
".Wir alle werden zu Hause, am Arbeitsplatz oder auch unterwegs Energie produzieren, sie verwenden, speichern oder teilen. Dazu braucht es intelligente, smarte, Systeme, Zähler, Netze und Handel", sagt Christian Panzer, Leiter der Unternehmensentwicklung bei Wien Energie. Für ihn steht die Selbstbestimmung der Energiekunden im Vordergrund. Diese Kunden werden in Zukunft sowohl Konsumenten als auch Produzenten sein. Diese Vision lässt sich nur in vernetzten Systemen realisieren: "Je intelligenter, je smarter unser Energiesystem wird, desto effizienter wird es auch. Wenn wir die Energie, die wir, wenn die Sonne scheint, gerade nicht brauchen, gut speichern und später verwenden können, dann ist das optimal. Wichtig ist auch die Umwandlung von Strom und Wärme und umgekehrt." Im Projekt "Urban Pioneers" entwickelt Wien Energie gemeinsam mit Nutzern neue Ideen, wie "smarte" Technologien genutzt werden können. Eine dieser Ideen sind individualisierte Tarife.
"Wir müssen hinterfragen, ob die Anwendungen dem Menschen dienen oder nicht - und ob wir sie wirklich brauchen", sagt Isabella Mader, Vorstand des Excellence Institutes. Oftmals lässt sich das nicht so einfach entscheiden: Was ist mit der Sensorausstattung für Parkplätze - managed diese ein Verkehrsproblem, das eigentlich eine ökologische Lösung bräuchte? Isabella Mader verweist auf die Unabgeschlossenheit der Entwicklung: "In einem System, in dem diese Parkplätze für Autos gedacht sind, die solarbetrieben sind und geteilt werden, sind diese Parkplätze sinnvoll." Das befreiende Potenzial der smarten Technologien gilt es zu heben: "Wir können uns von stumpfsinniger Arbeit befreien, daran sollten wir arbeiten."
Tipp: Podiumsdiskussion "Smart Living - Leben im Zeitalter der Digitalisierung". 16. April, 18:00 Uhr, Naturhistorisches Museum, Burgring 7, 1010 Wien.