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Sehenswerte neue Dauerausstellung "Mobilität" im Wiener Technischen Museum.
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Wien. Vom eigenen Auto über das Fahrrad bis hin zu Roller und Skateboard - von der Eisenbahn über die U-Bahn bis hin zum Jet: Mobilität gehört zum heutigen Leben in etwa so wie Geschirr zum Essen. Die Möglichkeit, sich überall hin bewegen zu können, hat einen umso höheren Stellenwert, je mehr sie Bedürfnissen und Notwendigkeiten einer Gesellschaft entspricht: Mit Segelschiffen konnten die Meere erobert werden, Automobile vergrößerten die individuelle Freiheit, und heute sollen Elektroautos und gut ausgebaute Öffis dabei helfen, die Emissionen in einer zunehmend verschmutzen Umwelt bei gleichbleibender Bewegungsfreiheit in Grenzen zu halten.
"Der Blick auf die Entwicklung des Verkehrs zeigt aber auch, dass wir nicht immer so mobil waren. Bevor Auto, Fahrrad und Eisenbahn erfunden wurden, konnten die Fortbewegung und vor allem der Gütertransport über weite Distanzen nämlich ganz schön mühsam sein, sogar gefährlich. Oft war Mobilität etwas, was man sich nur antat, wenn man unbedingt musste", erläutert Anne-Katrin Ebert, Bereichsleiterin für Verkehr im Technischen Museum Wien (TMW): Gerade dieser Gegensatz erschien ihr besonders reizvoll, als sie und ihr Team die neue Dauerausstellung konzipierten: "Das Resultat ist ein Bild der Mobilität der Vergangenheit und Gegenwart."
Mit historischen Dampfloks, Fluggeräten und Autos hat das Technische Museum seinen Schwerpunkt Mobilität erweitert. Auf 3000 Quadratmetern bietet die neue Dauerausstellung "Von A nach B" sowohl Rückblicke als auch neueste Innovationen. Parallel dazu lädt die Schau "In Bewegung" Kinder zum Mitmachen ein. Beide Ausstellungen sind seit Freitag geöffnet. Herausragende Sammlungsstücke des TMW, wie der 1841 gebaute Personenwagen "Hannibal", die Pferdeeisenbahn Budweis-Linz-Gmunden, eines von fünf weltweit erhaltenen Exemplaren des berühmte Lilienthal-Gleiters oder der Marcus-Wagen - eines der weltweit ältesten, fahrbereiten Automobile -, sind weiterhin zu sehen. Hinzu kamen neue Objekte: So bringen eine moderne Schubumkehr eines Verkehrsflugzeugs, ein strombetriebener Tesla Roadster oder eine Hubschrauber-Drohne für Warentransporte auch Gegenwart und Zukunft in die Schau.
Obwohl die Ausstellung historisch ist, ist der Besucher nicht dazu gezwungen, sie chronologisch zu betrachten. Dies wird ermöglicht durch die Anordnung in der runden Galerie. "Früher war man gewohnt, von der Urzeit bis in die Gegenwart chronologisch zu lernen . Heute ist man um interdisziplinäres Denken bemüht. In diesem Sinn kann man an jeder Stelle mit der Betrachtung der Ausstellung beginnen", sagt TMW-Direktorin Gabriele Zuna-Kratky.
Die ineinander greifenden Inhalte ermöglichen auch Vergleiche durch die Zeiten. "Wenn sich in der Mobilität etwas verändert, gibt es eine Zeit lang verschiedene Treibstoff-Arten. So haben wir heute Benzin- oder Diesel-Autos, könnten aber auch auf Hybrid- oder Elektrofahrzeuge umsteigen", sagt Ebert: "Das war zum letzten Mal Ende des 19. Jahrhunderts so."
Aus gutem Grund hätten sich die Kuratoren mit Zukunftsprognosen zurückgehalten: Immerhin galten in den 1880er und 90er Jahren Dampf- und Elektroautos als am komfortabelsten: "Die Übergänge bei den Geschwindigkeiten waren nahtlos, ganz anders als eine Gangschaltung", so Ebert. Durchgesetzt hat sich aber der Benziner, obwohl er viel holpriger fuhr, "weil er eine größere Reichweite hatte." Auch heute wisse man nicht, welcher Antrieb seinen Siegeszug durch die Welt antreten werde.
Mehr als 30 Themeninseln
Die mehr als 800 Ausstellungsobjekte sind in über 30 Themeninseln zusammengefasst: Diese widmen sich klassischen Mobilitätsthemen wie dem neuen Wiener Hauptbahnhof, einem der Erfinder der Schiffsschraube, Josef Ressel, oder der Tatsache, dass schon vor mehr als 100 Jahren verschiedene Antriebssysteme koexistierten, von der Dampfmaschine, dem Verbrennungs- und dem Elektromotor bis hin zu Hybridfahrzeugen mit Antriebskombination. Die Ausstellung ist auf jeden Fall einen Besuch wert.