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Reis aus Burkina Faso ist teuer und schmeckt nach nichts - sagen die Einwohner von Burkina Faso. Sie verschmähen das Produkt aus lokalen Anbaugebieten und ziehen es vor, billigeren importierten Reis zu essen. Der ist aber oft von schlechterer Qualität oder wurde mit chemischen Substanzen behandelt, deren Auswirkungen auf die Gesundheit unbekannt sind. Heute finden die burkinesischen Reisproduzenten keinen Abnehmer für ihr Produkt und wissen nicht mehr, welchen Heiligen sie anrufen sollen, um ihnen eine Marktlücke zu zeigen.
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Anstieg der Produktionskosten, fehlende Ressourcen, mangelnder Wettbewerb, wenig Unterstützung seitens des Staates - die Reisbauern in Burkina Faso haben das Lachen verlernt. Bisher produzierten sie jährlich 90.000 Tonnen des ungeschälten Paddy-Reises. Der Preis hält jedoch der internationalen Konkurrenz nicht mehr stand, da der Markt von asiatischem oder US-amerikanischem Reis völlig überschwemmt wird.
Der in Burkina Faso produzierte Reis würde ein Drittel des landesweiten Bedarfs decken. Doch nicht einmal diesen Teil können die Reisbauern mehr absetzen. Die ernste Lage zwingt viele dazu, aus dem Reisanbau auszusteigen. Ihre Kritik richtet sich gegen die Auswüchse des neoliberalen Wirtschaftssystems - und gegen die Lebensmittelhilfe der Industrieländer an die Entwicklungsländer.
"Es ist unbegreiflich, dass ein Land etwas produziert und es dann nicht konsumieren kann", klagt Issouf Ouattara, Koordinator des Projektes für Reis in feuchten Anbaugebieten, das seit drei Jahren die Reisabnehmer unterstützt. Die Bauernverbände zeigen mit dem Finger auf die Lebensmittelhilfe, wie sie von Ländern wie den USA oder Japan praktiziert wird.
Seit 1995 stellt Japan im Rahmen der bilateralen Hilfe für die Regierung Burkina Fasos jedes Jahr 6.500 Tonnen Reis zur Verfügung. "Statt dass Japan US-amerikanischen Reis kauft, um ihn den Burkinesen zu spenden, würden wir es vorziehen, dass ein bestimmter Prozentsatz an Reis hier gekauft wird. Das ist die beste Art der Armutsbekämpfung", bekräftigt Théophile Dipama vom interprofessionellen Reiskomitee.
Angesichts ihrer schwierigen Lage wandten sich die Betroffenen Mitte Dezember in Gaoua, einer kleien Stadt 500 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Ouagadougou, im Rahmen des Nationalen Tages der Bauern an Präsident Blaise Compaoré. Sie baten die Regierung um die Einführung eines Quotensystems für den Reisimport oder eine Steuererhöhung für Importe.
Compaoré zeigte wenig Verständnis. "Ich glaube nicht, dass man heutzutage im Welthandel alle Länder dazu bringen kann, ihre Importsteuern zu erhöhen, um die heimischen Märkte zu schützen, ich denke nicht, dass das die Lösung sein wird", schloss er.
Der Steuersatz auf importierten Reis beträgt in Burkina Faso bis zu 10 Prozent. Laut Bauernorganisationen genügt dieser Steuersatz nicht, um die lokale Produktion zu schützen und führt Ghana sowie Nigeria als Beispiel an, wo die Steuerquote 20 bzw. 100 Prozent beträgt.
In den Augen der Bauernverbände sowie der Reisbauern ist der importierte Reis von minderer Qualität. Bei 95 Prozent der Importware handelte es sich um Reis, "der von Asiaten wegen der schlechten Qualität nicht gegessen wird oder in Europa als Vogelfutter verwendet wird", klagt Pater Maurice Oudet, Regisseur des Films "Afrika in Gefahr", der die Fehler der Reis-Politik Burkina Fasos verurteilt.
Die Mehrheit der burkinesischen Konsumenten ist davon überzeugt, dass der Reis ihres Landes zu teuer ist. Eine Ansicht, die von den nationalen Produzenten zurückgewiesen wird. Tatsächlich isst die Mehrheit der Bürger Burkina Fasos lieber importierten Reis. 42 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, sie können sich den heimischen Reis oft nicht leisten. "Er ist billiger. Was sollen wir Armen denn essen?" klagt Rokia, eine Mutter. In den Geschäften verkauften die Händler daher meist nur importieren Reis, da ist auch die Gewinnspanne größer.
Francois Taoré, Präsident der Bauernkonföderation von Burkina Faso fürchtet, dass auf diese Weise der heimische Reismarkt völlig zum Erliegen kommt und das Land eines Tages komplett von importierten Lebensmitteln abhängig sein könnte.
Bagassi Koura ist Korrespondent von Radio Afrika in West Afrika mit Sitz in Burkina Faso. Übersetzt aus dem Französischen von Nadia Baha