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Lech Walesa schart Nobelpreisträger um sich

Von Michael Schmölzer aus Polen

Europaarchiv

De Klerk würdigt Solidarnosc. | Danzig. "Gott stellt dich vor Probleme, die deiner Größe entsprechen." Mit diesen Worten versuchte Lech Walesa, als Polens Gewerkschaftsführer einst siegreicher Held im Kampf gegen das KP-Regime, ein wenig alten Glanz in die Gegenwart zu retten. Der Ex-Präsident spielt heute politisch kaum noch eine Rolle, zuletzt zog er sich verbittert aus seiner ureigenen politischen Heimat, der Solidarnosc-Bewegung, zurück. Mittlerweile sieht er sich sogar mit Vorwürfen konfrontiert, er habe mit den Kommunisten gepackelt.


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Doch all das geriet am Freitag in den Hintergrund: Zum Gedenken an eine seiner Sternstunden, der Verleihung des Friedensnobelpreises vor 25 Jahren, lud Walesa Politiker, Nobelpreisträger und 600 Jugendliche zu einer Friedenskonferenz in die Geburtsstadt der Solidarnosc, Danzig. Vor der internationalen Presse erinnerte er als Gastgeber der erlauchten Gesellschaft - auch der Dalai Lama war erschienen - einmal mehr an die historische Bedeutung des polnischen Bürgerprotests zu Beginn der 80er Jahre, der schließlich eine "Epoche der Freiheit" eingeläutet habe.

Südafrikas Ex-Präsident Frederick Willem de Klerk, der gemeinsam mit Nelson Mandela das System der Apartheid demontiert und dafür 1993 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, vertrat die Ansicht, der Erfolg der Solidarnosc habe die Bedingungen für das geschaffen, was einige Jahre später in seinem Land möglich geworden sei.

Der argentinische Architekt und Schriftsteller Adolfo Perez Esquival, Nobelpreisträger des Jahres 1980, erinnerte daran, dass er einst - ganz im Gegenteil zu Solidarnosc - mit einer auf den Kapitalismus gestützten Militärdiktatur konfrontiert war - und nahm dies in seiner Rede zum Anlass, eine grundlegende Änderung des Weltwirtschaftssystems einzumahnen: Den Umstand, dass täglich 38.000 Kinder an Unterversorgung sterben, bezeichnete er als "versteckten Genozid".

Was den internationalen Terror anbetrifft, warnte Irans Vorkämpferin für Frauenrechte, Shirin Ebadi, vor brachialen Lösungsansätzen. Allein die Demokratie könne solche Probleme lösen; eine Militärintervention stelle in diesem Fall keine Option dar, so die Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2003.