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Leere Kassen im Handel

Von Petra Medek

Wirtschaft

Über leere Kassen klagt der heimische Einzelhandel. In den ersten sechs Monaten des heurigen Jahres sind die Umsätze real um 2,9% geschrumpft. Nominell betrug der Rückgang 1,2%.


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Das subjektive Gefühl der Konsumenten, wonach der Euro die Güter verteuert hätte, sowie die steigende Arbeitslosigkeit hätten den Österreichern die Lust am Einkauf genommen, sagte der Obmann der Bundessparte Handel in der WKÖ, Erich Lemler, am Dienstag in einem Pressegespräch. Dabei habe die Teuerungsrate gezeigt, dass der Handel die Währungsumstellung korrekt durchgeführt habe, sagte Lemler und verwies auf eine Studie des market-Instituts, wonach etwa jeder zweite Österreicher im Umgang mit dem Euro noch nicht gefestigt sei. Bei größeren Ausgaben wie Schmuck oder Uhren sei die Unsicherheit am höchsten, der Einkauf werde häufig aufgeschoben.

Die Kundenfrequenz im Einzelhandel sank bis Juni um 3,2%, in Branchen mit Gütern für den nicht alltäglichen Bedarf sogar bis zu 6%, erklärte Peter Voithofer vom Institut für Gewerbe- und Handelsforschung (IfGH). Besonders große Einbrüche gab es im Monat April (nominell minus 4,6%), wobei dies mit dem frühen Osterfest in diesem Jahr zu tun haben könnte.

Betroffen sind Unternehmen aller Größen und Standortlagen. Fast alle Branchen mussten Umsatzeinbußen einstecken, besonders betroffen waren der mit Preisverfall kämpfende Radio-, Elektro- und EDV-Handel (nominell minus 1,9%, real minus 2,6). Deutliche Einbußen gab es auch für den Sportartikelhandel, der allerdings im vergangenen Jahr zu den Branchensiegern zählte und daher eine hohe Vergleichsbasis hat. Den höchsten Zuwachs konnte mit nominell plus 3% (real plus 1,1%) der Lederwarenhandel verbuchen, der an den Euro-Geldbörsen verdient hat. Diese sorgten im Jänner für einen Umsatzanstieg in der Branche um knapp 23%.

Sollte die Flaute im Einzelhandel weiter anhalten, werde es voraussichtlich zu weiteren Einsparungen bei den Personalkosten kommen, erwartet der IfGH-Experte. Im ersten Halbjahr 2002 waren 232.791 Mitarbeiter im Handel beschäftigt, nach 234.610 im gleichen Zeitraum 2001. Die Zahl der geringfügigen Beschäftigten stieg leicht auf 27.083 nach knapp 27.000 im Vorjahr. Eine zügige Besserung scheint jedenfalls nicht in Sicht, die Stimmung unter den Geschäftsleuten habe sich seit Jahresbeginn sogar verschlechtert, sagte Voithofer.

Überwog im Februar noch die Zahl jener Unternehmer, die an eine bessere Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten glaubten gegenüber jenen, die eine Verschlechterung erwarteten, so drehte dies im April ins Negative.