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Leere Throne

Von Walter Hämmerle

Leitartikel
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Auf der Suche nach dem mächtigsten Mann respektive Frau dieses Planeten wird man derzeit nicht leicht fündig.

US-Präsident Barack Obama kann einem anderen Staat ganz alleine den Krieg erklären, bei der Umsetzung seiner politischen Überzeugungen kommt er jedoch kaum über die Türschwelle des Weißen Hauses hinaus. Wen Jiabao wäre ein heißer Kandidat für den Titel, immerhin steht er an der Spitze von Chinas Wirtschaftsmacht. Allerdings weiß niemand mit Sicherheit zu sagen, wie Entscheidungsprozesse im Reich der Mitte und in der Kommunistischen Einheitspartei tatsächlich ablaufen. Vor Wladimir Putin, ohnehin formal nur Russlands Nummer zwei, werfen sich allenfalls mitteleuropäische Kleinstaaten vorsorglich in den Staub. Und Terrorpate Osama bin Laden ist aus dem Rennen, weil nicht mehr unter den Lebenden.

Das protzige Machtgehabe der Finanzmagnaten hat sich ebenfalls seit Ausbruch der globalen Finanzkrise als jämmerliche Pose herausgestellt. Wer gesehen hat, wie die mächtigsten Banker der Welt die Politik um Rettung ihrer Luftschlösser angefleht haben, wird sich wohl nicht so schnell wieder von solchen Eliten die Welt erklären lassen.

Bleiben noch die Masterminds der globalisierten Informationsgesellschaft. Medientycoon Rupert Murdoch erlebt in Großbritannien gerade seine Höllenfahrt, weil er sein Imperium für unantastbar hielt. Bill Gates (Microsoft), Steve Jobs (Apple), Mark Zuckerberg (Facebook) und all die anderen smarten Nerds haben unseren Alltag zweifellos bleibend beeinflusst, aber über Macht im eigentlichen Sinne verfügen sie nicht. Ihre virtuellen Imperien sind nicht für die Ewigkeit gebaut, das hat das Platzen der ersten Internetblase gezeigt.

Zu verkünden ist also der Tod der starken Männer. Nun greift in Ermangelung eines Hegemons mitunter eine Oligarchie entschlossen nach dem Steuerruder. Tatsächlich experimentieren die entmachteten Staatenlenkern durchaus mit dieser Idee - in der UNO nur zu fünft, ansonsten am liebsten als G8 oder G20. Die Erfolge halten sich in bescheidenen Grenzen.

Irgendwie scheinen unsere Vorstellungen von Führung - sei es von Einzelnen, sie es von Gruppen - nicht kompatibel zu sein mit den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Problemen unserer Zeit. Höchste Zeit für neue Ideen. Anregungen werden gerne entgegengenommen.