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Leerstand mit Millionenpotenzial

Von Christian Rösner

Politik
Investitionen in Wiens Erdgeschoßzonen zahlen sich aus, meint man bei der Wiener Wirtschaftskammer.
© Stanislav Kogiku

Die Modernisierung von Erdgeschoßzonen könnte laut Wiener Wirtschaftskammer pro Jahr 300 Millionen Euro Umsatz bringen.


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Die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) hat berechnet, was der Volkswirtschaft durch den Leerstand von Geschäften in Wien jedes Jahr entgeht beziehungsweise welches Potenzial in den freistehenden Geschäftslokalen steckt: "Der aktuelle Stand an rund 350 freien Lokalen birgt jährlich einen potenziellen Bruttoumsatz in Höhe von etwa 300 Millionen Euro. Das bedeutet einen Beitrag zum Wiener Bruttoregionalprodukt von 240 Millionen Euro sowie auch rund 2.900 Arbeitsplätze", erklärten Margarete Gumprecht, Spartenobfrau Handel sowie Martin Heimhilcher, Spartenobmann Information und Consulting am Mittwoch in einem Hintergrundgespräch.

170 Millionen Euro Rückfluss

Daraus würden wiederum österreichweit staatliche Rückflüsse aus Steuern und Abgaben in der Höhe von 170 Millionen Euro resultieren. Die Branchen, die am meisten davon profitieren, seien Handel, Gastronomie, der Dienstleistungssektor, die Produktionsbranche sowie Bau- und IKT-Sektor, wie erklärt wurde.

Denn attraktive Grätzel und Einkaufstraßen seien nicht nur maßgeblicher Bestandteil des Stadtbildes, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, zumal sie "klimafitte" Aufenthaltsräume darstellen würden und damit auch das verlängerte Wohnzimmer der Menschen. Vor allem modernisierte Erdgeschoßzonen würden damit die Chance einer weiteren Mediterranisierung Wiens bieten, da das Leben nach draußen verlagert wird. Das wiederum bedinge eine Verkehrsberuhigung durch den Ausbau von Begegnungszonen. "Gleichzeitig steigt die Zahl an privaten Investoren, die in den öffentlichen Raum investieren. Public-Private-Partnership in der Stadtentwicklung ist ein logischer Trend", meinte Gumprecht. Allein bis 2025 wolle die Stadt Wien rund 100 Millionen Euro in Klimaprojekte investieren, private Projekte würden dieses Investment in die Zukunft noch vervielfachen.

Alles in allem könne man modernisierte Erdgeschoßzonen und attraktive Einkaufsstraßen als volkswirtschaftlichen Gewinn für den Standort bezeichnen - einerseits durch den Umbau (Arbeitsplätze) und andererseits langfristig durch eine gesteigerte Kundenfrequenz, mehr Umsatz und ein florierendes Stadtleben. "In feschen und klimafitten Grätzeln verbringen Menschen gerne mehr Zeit. Das kurbelt die Wirtschaft an und neue Betriebe siedeln sich dort an", so Gumprecht weiter.

Essenziell für eine gut funktionierende Erdgeschoßzone sei ein geringer Leerstand beziehungsweise rasche Wiedervermietung von Geschäftslokalen. Einen wesentlichen Beitrag dazu liefere seit Jahren die Plattform "Freie Lokale" der Wirtschaftskammer, auf der Vermieter und Mieter zusammengebracht werden.

Bereits vor der Corona-Pandemie habe die Nachfrage nach Erdgeschoßzonen abgenommen, da generell verstärkt in Branchen gegründet werde, wo kein klassisches Geschäftslokal benötigt werde - deswegen sei es auch so wichtig, auf die Vorteile dieser Bereiche aufmerksam zu machen. Den höchsten Leerstand in Wien verzeichnete laut WK der 1. Bezirk - oft wegen fehlender Barrierefreiheit und dem schlechten baulichen Zustand der Lokale. Außerdem würden sich die leerstehenden Lokale meistens abseits der Touristenpfade befinden und viel zu teure Mieten verlangt werden. Die Top-drei-Standorte sind hingegen das Karmeliterviertel, Gumpendorf / Naschmarkt sowie Gumpendorf / Mariahilfer Straße. Neu im Ranking sei das Stuwerviertel.

Am häufigsten würden noch immer Standorte für Handel und Gastronomie gesucht - laut WKW im habe im 1. Halbjahr 2022 die Nachfrage nach Geschäftslokalen wieder deutlich angezogen. Positiv gewirkt habe, dass die Förderschiene für Geschäftslokale der Stadt Wien auf Initiative der Wirtschaftskammer Wien ausgeweitet wurde: Seit Anfang 2021 können Mieter von Geschäftslokalen bei der Wirtschaftsagentur Wien einen Antrag für die Förderung "Geschäftsbelebung jetzt" stellen. Die maximale Fördersumme pro Projekt betrage hier 25.000 Euro, was etwa den Unternehmern den Einbau einer Heizung oder eine Erneuerung des Fußbodens ermögliche.

Digitale Wirtschaftslandkarte

Martin Heimhilcher machte weiters auf eine Standort-Entscheidungshilfe für Wiener Unternehmer aufmerksam: Mit der digitalen Landkarte der Wiener Wirtschaft "ecoGis" könne man auf alle Wiener Unternehmensstandorte zugreifen sowie auch auf Informationen über Baustellen, aktuelle Widmungsverfahren, Betriebsgebiete, Park- und Lademöglichkeiten zugreifen - auch die Passantenfrequenz in den Einkaufsstraßen sei abrufbar.