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Leger und trotzdem unmodisch

Von Francesco Campagner

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Nach wie vor kostet es Überwindung, zu Österreichs erstem Privatsender ATV plus zu schalten. Der Kanal, der gerne den dritten Platz auf den Fernbedienungen der alpenländischen Haushalte belegen würde, hat bei meinem Fernseher mit der Nummer 9 vorlieb nehmen müssen. Wann immer ich bei ATV plus vorbei schaue, sehe ich fröhliche, junge Gesichter. Am Sonntag lächelte mich in der Sendung "Kauf mich" Andrea Wieser strahlend an, während sie sich mit bewunderswertem Durchhaltevermögen durch die Moderation mühte. Das Lächeln, das auch von anderen ATV plus-Leitfiguren propagiert wird, ist naturgemäß ziemlich angestrengt. Es ist ja nicht leicht, am rauen Medienhimmel glaubhafte Frische und Unverbrauchtheit auszustrahlen.

Natürlich hat der TV-Newcomer auch einige Profis wie Josef Broukal oder Thomas Schüttken an Bord, die ihre Show auch bei dem kleinsten Sender der Welt routiniert abspulen könnten. Doch sie gehen im orientierungslosen Programm, das weder Ecken noch Kanten hat, unter. Auf Tauchstation ist schon längst der einstige Ö3-Wunderknabe Dominic Heinzl gegangen. Im TV wirkt das Ex-Teenie-Radio-Idol komplett fehlbesetzt. Nicht einmal ein neugieriges Vorbeizappen ist auch die Nachrichtenleiste des Senders wert. Leger und trotzdem unmodisch gekleidete Moderatoren berichten über Boulevard-News der unerheblichen Sorte. Fazit: Privat-TV hat in Österreich biederer und langweiliger begonnen als in Italien und Deutschland.