Spielend lernt der Mensch am besten. In den Lego® Serious Play-Workshops setzen Topmanager im Nadelstreif spielerisch, aber ernsthaft, ihre Visionen mit Legosteinen um.
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Manager sind für Vieles zu begeistern, wenn es um die Stärkung ihrer Führungsqualitäten geht. Sie springen von Brücken, laufen barfuß über glühende Kohlen oder klettern über vereiste Wasserfälle.
Seit kurzem ist das Spielfieber ausgebrochen. Unternehmensberater tauchen mit dem Legokoffer in der Welt der Spitzenmanager auf und schicken diese via Duplo zurück in ihre Kindheit. Statt der immer gleichen Powerpointfolien und den üblichen kreativen Hilfsmitteln wie Post-it-Klebezettel und bunte Filzstifte, setzen die Trainer ein Sortiment farbiger Plastiksteine ein.
Gleicht Ihre Firma eher einem Rennwagen oder einer Festung? Ist der Hauptkonkurrent ein Wolf oder ein Rhinozeros? Mit solchen Fragen setzen sich Führungskräfte auf Weiterbildung auseinander. Topmanager stürzen sich begeistert auf die Klötze und kreieren die außergewöhnlichsten Modelle. Kein Gag. Was hier gespielt wird, ist Lego® Serious Play, ein Baukastensystem, das US-Forscher entwickelt haben und executive discovery vertreibt.
Ziel des Trainings ist, Firmenprobleme zu lösen. Grundsätzlichen Fragen der Strategiefindung, des Teamworks und der Unternehmensführung soll auf den Grund gegangen werden: Wie können Unternehmen schneller auf Unerwartetes reagieren? Wie finden Mitarbeiter ein gemeinsames Ziel? Wie lässt sich führen, ohne Alles vorzugeben?
Das Kind im Manager
Die Idee hinter Serious Play ist simpel. "Spielerisch lernt der Mensch am schnellsten", ist das Motto. Gerade Menschen in verantwortungsvollen Positionen kommen über das Spielen zu neuen Einsichten. Manager begreifen sprichwörtlich die Realität mit den Händen. "Wenn Menschen planerisch vorgehen, setzen sie weniger kreative Prozesse um, als wenn sie konstruieren, also einfach loslegen", bestätigt Andreas Jernej, Trainer und Geschäftsführer von Management Impulse Personal- und Organisationsentwicklung GmbH, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die Seminarteilnehmer entwickeln mit den Händen in einem gruppendynamischen Prozess realitätsnahe Strategien, statt nur wenige verbindliche Ideen für die ferne Zukunft zu produzieren. Komplexe Zusammenhänge werden dabei reduziert und leichter verstanden. "Gedanken, die gebaut werden, hinterlassen einen tiefen Eindruck", sagt Bausteintrainer Jernej.
Jedes Strategieset enthält 6.500 Steine. Die Kleinkindserie Duplo, komplizierte Technikelemente, allerlei Figuren, Männchen, Tiere und Spielgeld sind vertreten. Mit diesen Plastiksteinen haben Topmanager von Nokia, Henkel oder Rogner bereits gespielt.
Ein speziell geschulter Moderator koordiniert die unterschiedlichen Aufgaben. Analog zu einer Gruppentherapie führt er die Teilnehmer durch verschiedene Spielphasen. Die Manager beginnen nach Jahrzehnten Lego-Abstinenz den idealen Angestellten zu bauen. Sie wühlen in einem Berg von 250 Steinen, die das Starterpaket enthält. Übertreibungen sind erlaubt. Kurz darauf zischt ein Männchen auf einem Motorrad über den Konferenztisch. Der Traummitarbeiter hat mehrere Arme und Köpfe. Das symbolisiert Flexibilität, sagt seine stolze Konstrukteurin. Allround-Deutungen wie beim Bleigießen finden allerdings nicht statt. "Es gibt kein Falschbauen. Die Trainer deuten nicht. Nur die Teilnehmer interpretieren ihr Werk", betont Prozessbegleiter Jernej. Offen und gelöst kehren sonst zugeknöpfte Führungskräfte ihr Inneres heraus und lernen ihre Kollegen von einer ganz neuen Seite kennen. "Es ist leichter einen Kollegen im Spiel zu kritisieren, als es ihm direkt ins Gesicht zu sagen", sagt Robert Rogner jun., Geschäftsführer der Rogner Academy. Der Baulöwe setzt sich gemeinsam mit seinem Team auf diesem unkonventionellen Weg mit dem Thema Strategieentwicklung auseinander und sieht darin das ideale Werkzeug zur zwischenmenschlichen Konfliktbewältigung.
Gemeinsames Konstruieren der Geschäftslandschaft
Im Real Time Strategy-Programm haben die Führungskräfte alle Steine zur Verfügung. "Real Time deshalb, weil die Visionen der Zukunft und die Erfahrungen der Vergangenheit in diesem Moment vereint werden", erklärt der Workshopleiter. Am Ende steht ein dreidimensionales Modell der eigenen Firma und der jeweiligen Geschäftsumgebung samt Kunden und Konkurrenz. Hypothetische Szenarien bekommen über die "Realität des Spieles" ein konkretes Aussehen "Die Kabel zwischen den einzelnen Abteilungen und Personen, veranschaulichen das Netzwerk", interpretiert ein Teilnehmer. Marktszenarien werden durchgespielt und eine Krise simuliert, an die das Modell angepasst werden muss. Spielerisch lernen die Teilnehmer in Metaphern zu denken, zu abstrahieren, zu kommunizieren und sich auf eine gemeinsame Position zu einigen. Ein Workshop dauert ein bis zwei Tage. Das Bauwerk mit allen Identitäten und Steinen bleibt im Unternehmen. Die Mitarbeiter verändern, bauen weiter und setzen die Bausteine weiterhin bei Strategiebesprechungen ein.
Anbieter und Infos zu Lego® Serious Play unter www.seriousplay.com und office@management-impulse.com.