Die Kunden der pleitegegangenen US-Bank Lehman Brothers müssen wohl noch Jahre auf die Rückzahlung ihrer Einlagen warten. Das oberste Gericht in London (High Court) wies am Freitag einen Antrag des Insolvenzverwalters auf eine beschleunigte Verwertung der Vermögenswerte ab
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Das erklärten die Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers (PwC) erklärte, die als Insolvenzverwalter für die europäische Lehman-Tochter eingesetzt ist. Das Gericht habe dies damit begründet, nicht für die Entscheidung über einen solchen Vergleich zuständig zu sein.
Lehman Brothers musste am 15. September 2008 Gläubigerschutz nach US-Insolvenzrecht anmelden, weil sich die Bank mit riskanten Wertpapieren verspekuliert hatte und in Folge der Finanzkrise in Liquiditätsprobleme geraten war. Die Pleite riss innerhalb weniger Wochen zahlreiche andere Institute rund um den Globus in den Abgrund. Nur Milliardenhilfen der jeweiligen Regierungen konnten das globale Finanzsystem vor einem Kollaps bewahren.
PwC geht davon aus, dass die Abwicklung der Lehman-Insolvenz noch mehrere Jahre dauert. Mit dem Vergleich, der nun vom High Court abgewiesen wurde, hätte der Prozess deutlich beschleunigt werden können. Etwa 13 Milliarden Dollar wurden nach Angaben von PwC bereits an Lehman-Kunden zurückgegeben. Weitere neun Milliarden Dollar müssten noch verteilt werden.
Die schätzungsweise 40.000 Deutschen, die ihr Erspartes in Zertifikate von Lehman Brothers angelegt hatten, gehen ohnehin größtenteils leer aus. Zertifikate stehen in der Rangliste bei der Verwertung der Lehman-Vermögenswerte an letzter Stelle. Die Banken, die solche Papiere verkauft haben, haben bereits einen kleinen Teil der Sparer freiwillig entschädigt. Viele Anleger klagen vor Gericht auf eine Rückzahlung ihrer Gelder. Es dürfte jedoch Jahre dauern, bis eine endgültige Entscheidung darüber gefällt ist. (APA)