Fremdsprachenlehrer beschäftigt mit Deutschunterricht. | Muttersprache in Pausen bevorzugt. | Wien. "Ich kann die plötzliche Verwunderung über den hohen Migrantenanteil an österreichischen Schulen nicht nachvollziehen. Es zeichnet sich doch schon seit Jahren ab, dass immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund bei uns die Schulbank drücken. Und es werden noch mehr werden." So nüchtern und gelassen kommentiert Sylvia K., Lehrerin aus Wien, die am Montag veröffentlichte Statistik des Unterrichtsministeriums. "Viel wichtiger ist doch die Frage, was getan wird, damit alle Kinder einen qualitativen Zugang zum Bildungsangebot bekommen", ergänzt sie und sieht akuten Handlungsbedarf bei der Politik.
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Zwar haben österreichweit nur 17,8 Prozent aller Schüler Migrationshintergrund (sind also entweder Ausländer oder Inländer mit nichtdeutscher Muttersprache), in einzelnen Bezirken beziehungsweise in einzelnen Schultypen steigt der Anteil aber bis zur 90-Prozent-Marke an.
Schwierig ist es vor allem für die Lehrer, einen adäquaten Unterricht anzubieten. Fremdsprachenlehrer in Klassen mit hohem Migrationshintergrund müssen oft mehr Deutsch unterrichten als beispielsweise Englisch oder Französisch, da die grammatikalischen Grundbegriffe vielen Schülern nichts sagen. "Das führt dann meist dazu, dass wir mit dem Stoff nicht vorwärts kommen oder einigen Kindern langweilig ist im Unterricht. Ein gleichwertiger Unterricht ist in solchen Fällen nahezu unmöglich", sagt Anita S., Französischlehrerin, zur "Wiener Zeitung". Sie stört auch, dass die Kinder untereinander oft nur Türkisch, Kroatisch oder Serbisch sprechen, was den Kommunikationsverlauf für die Lehrkräfte extrem erschwere.
Sercan V., Schüler aus Wien-Favoriten kritisiert, dass wieder einmal in In- und Ausländer geteilt werde und die Ausländer für die Missstände im Bildungssystem verantwortlich gemacht werden. "Statt Hass zu schüren, sollte die Politik etwas tun, damit ein effektives, für alle sinnvolles Bildungsschema angeboten wird", sagt Sercan.