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Lehrer werden zum Spielball der Landesfürsten - Das Ende der Reform

Von Brigitte Pechar

Analysen

Die Landesfürsten der ÖVP wollen also alle Lehrer haben. Und ÖVP-Obmann Josef Pröll stellt sich an ihre Seite. Der Bund darf Bildungsziele, Lehrpläne und Lehrinhalte vorgeben. Die Länder bestellen die Direktoren, erhalten die Schulgebäude und teilen die Lehrer zu. Auch die Qualitätskontrolle soll zu den Ländern kommen. Das wünschen sich Erwin Pröll (NÖ), Josef Pühringer (OÖ), Günther Platter (Tirol) und Herbert Sausgruber (Vorarlberg). | Selbstverständlich wollen die Landeshauptleute aber auch die Schulautonomie stärken. Das ist grundsätzlich sehr erfreulich. Denn die Schulautonomie ist ein ganz wichtiger Faktor, wenn es darum geht, Schulen besser aufzustellen und miteinander in einen Wettbewerb zu bringen. Vor allem in einen Wettbewerb um die besten Lehrer.


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Direktoren müssen sich ihre Lehrer aussuchen können. Das ist wichtig, weil künftig Teamarbeit in den Schulen zunehmen wird und die Lehrer gemeinsam Projekte bearbeiten. Schulen können so Schwerpunkte bilden, die Direktoren müssen sicher sein können, dass sie dafür die richtigen Personalressourcen haben. Sie entscheiden daher über Anstellung und Kündigung eines Lehrers, fördern Motivation und steigern das Engagement.

Warum wollen die Länder die Lehrer so dringend? Immerhin gibt es das Zugeständnis, dass alle Lehrer unter einem bundesweit gültigen Dienstrecht, das erst noch geschaffen werden soll, arbeiten. Davon aber abgesehen, ist es noch immer oft so, dass Lehrer mit ihrer Anstellung ein Schreiben der jeweils vorherrschenden Politik erhalten, in dem sehr klar darauf hingewiesen wird, welcher Partei sie nun diese zu verdanken haben.

Parteien überschätzen die Wirkung solcher Gefälligkeiten, die Wählerschaft ist volatil und lässt sich selbst durch Jobvermittlung nicht mehr binden. Dennoch halten die Parteien an diesem Machtpoker fest. Es geht also dabei, wer für die 120.000 Lehrer in Österreich zuständig ist, um eine sehr simple Machtfrage.

Für die Qualität der österreichischen Schulen insgesamt hängt aber sehr viel an dieser simplen Machtfrage. 90 Prozent des gesamten Bildungsbudgets von 7,2 Milliarden Euro sind Personalkosten. Die Lehrer sind ein wesentlicher Teil der Bildungsplanung. Wenn das aus den Händen des Ministeriums genommen wird, bedeutet das ein Ende der Reformen. Derzeit kann Unterrichtsministerin Claudia Schmied nicht einmal feststellen, ob die rund 77.000 Landeslehrer tatsächlich an Schulen arbeiten oder in Vereinen oder Schreibstuben tätig sind.

Der Hinweis, dass die Kompetenzen bei den Ländern sein müssen, um Schulschließungen zu verhindern, geht ins Leere. Denn Schließungen von Pflichtschulen können nur mit Beschluss der Landesregierung erfolgen. Landeshauptmann Pröll hat aber ohnehin gesagt, worum es den ÖVP-Politikern noch geht: Sie wollen die Einführung der Gesamtschule verhindern.