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Lehrerdienstrecht: Gewerkschaft weiter unzufrieden

Von Bettina Figl

Politik

Gewerkschaft spricht von "demokratiepolitischer Frotzelei".


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Wien. Der von der Regierung überarbeitete Entwurf zum Lehrerdienstrecht kommt bei der Lehrergewerkschaft gar nicht gut an: Zahlreiche wesentliche Stellungnahmen zum Begutachtungsentwurf seien nicht eingearbeitet worden, kritisiert Chefverhandler Paul Kimberger. Zwar benötige sein Team noch einen Tag Zeit, um das Angebot im Detail zu prüfen. Schon jetzt steht für ihn fest, der überarbeitete Regierungsvorschlag beinhalte weder die von der Gewerkschaft geforderte Arbeitszeitstudie noch einen Punkt zu Unterstützungspersonal oder Reduktion von Bürokratie.

Am Montagabend ist die 35. Verhandlungsrunde zum Lehrerdienstrecht über die Bühne gegangen. Dass die fast 1800 - vor allem negativen - Stellungnahmen zum Dienstrecht nicht berücksichtigt worden sind, nennt Kimberger eine "demokratiepolitische Frotzelei". Zentraler Kritikpunkt der Gewerkschaft ist die Erhöhung der Unterrichtszeit auf 24 Wochenstunden.

"Man muss sich differenzierter ansehen, wer mehr unterrichten kann", sagt der ehemalige AHS-Direktor Stefan Blöck zur "Wiener Zeitung": Mathematik- oder Englischlehrer, die bereits mit Korrekturen von Haus- und Schularbeiten ausgelastet sind und nicht einmal einen eigenen Arbeitsplatz zur Verfügung haben, gehören seiner Ansicht nach jedenfalls nicht dazu. Vorstellbar ist für ihn, die geplanten Zusatzstunden für Elterngespräche anzuberaumen. Zwar steht der in der Lehrerausbildung tätige Schulexperte nicht uneingeschränkt hinter der Gewerkschaft ("sie beschränkt sich aufs Neinsagen und ist in Sachen Schulautonomie nicht tätig geworden"), das "Njet" zum von der Regierung vorgelegten Modell zum Lehrerdienstrecht kann er aber nachvollziehen.

Koenne: "Lehrermangel ist eine gute Ausgangsposition"

Weniger Verständnis für die gewerkschaftliche Blockadehaltung kommt von Christa Koenne, ebenfalls ehemalige AHS-Direktorin: Dass sich Junglehrer noch fünf Jahre lang zwischen dem alten und dem neuen Dienstrecht entscheiden können, ist für sie ein "unglaubliches Entgegenkommen der Regierung", das sich schließlich selbst regulieren werde: "Wenn sich herausstellt, dass die Mehrheit beim alten Lehrerdienstrecht bleibt, wird man nachadjustieren müssen", glaubt sie. Der Lehrermangel sei eine gute Ausgangsposition, denn die Politik könne es sich nicht leisten, auf Junglehrer zu verzichten.

Für Kimberger ist dieser Punkt "nicht ausdiskutiert", er sieht die Gefahr, dass junge Lehrer um das Optionsrecht umfallen, wenn ihre befristeten Verträge automatisch in unbefristete umgewandelt werden. Kommende Woche sollen die Verhandlungen fortgesetzt werden, heißt es aus dem Büro von Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek - und noch in dieser Woche geht es mit den Verhandlungen zu den Beamtengehältern weiter.