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Die Musik, die man am Sonntag in "Apropos Klassik" (Ö1) zu hören bekam, war von einer gewissen edlen Schmissigkeit: Trommeln und Pfeifen intonierten einen Marsch, der aber nicht wirklich militärisch klang. Das ist kein Wunder, denn für Soldaten ist das Stück nicht komponiert worden. Es handelte sich, wie Moderator Johannes Leopold Mayer mitteilte, um einen Marsch, nach dessen Klängen sich das erzherzogliche Karussell im Laxenburger Schlosspark drehte. Der Komponist dieser allenfalls hübschen Gebrauchsmusik hieß Ludwig van Beethoven. Gewiss hätte damals jeder Militärkapellmeister einen solchen Marsch zustande gebracht, aber für das fürstliche Karussell war nur ein Beethoven gut genug.
Lehrreiche Kuriositäten dieser Art gab es mehrere in der unterhaltsamen Sendung, die, wie Mayer sagte, auf "Nebenstrecken" zu großen Komponisten führte. Anton Bruckner war nicht als Symphoniker zu hören, sondern als Komponist, der die im 19. Jh. so beliebten Männerchöre mit Gesangsmaterial versorgte. Besonders verblüffend war ein Präludium für Orgel und Violine, das Johann Strauß für seine eigene Hochzeit komponierte. Das war eine kirchenmusikalisch angehauchte Musik, die zu dem Strauß, den man zu kennen glaubt, durchaus nicht passte. Die kleinen Tanzmusiken dagegen, die Mozart bei geselligen Anlässen aus dem Ärmel schüttelte, verrieten auf Anhieb, aus welchem musikalischen Haus sie stammen. Zwar sind sie simpler als seine großen Werke, zeigen aber doch jene unverkennbare Familienähnlichkeit, die Mozarts Musik miteinander verbindet.