Zum Hauptinhalt springen

Leichte Mädchen im Schlamm

Von Brigitte Suchan

Kommentare

Knappe zehn Millionen Zuseher vermeldete Sat.1 nach der Ausstrahlung von "Die Wanderhure" nach dem Roman von Iny Lorentz am Dienstagabend; mehr als eine Million schaltete ORF 1 ein, um grausames Mittelalter in bunten Bildern mitzuverfolgen - rekordverdächtig. Nach zwei Stunden und nachdem man als mitfühlender Zuseher schon alle Hoffnungen aufgegeben hatte, siegten die Guten dennoch über die Bösen, vor allem weil das Bürgermädchen Marie auf dem Weg zur gefragten Hübschlerin Hanna offenbar Fertigkeiten erlernt hatte, die sogar einen hartgesottenen König milde stimmten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Verliebt in Berlin"-Star Alexandra Neldel spielt eine junge Frau, die Anfang des 15. Jahrhunderts schuldlos der Hurerei angeklagt wird und ihren Peinigern ewige Rache schwört - mit trotzig geschürztem Schmollmund und treuherzigem Augenaufschlag. Sex sells, heißt es so schön, und mit der nötigen Prise Crime gewürzt, scheint die Kombination unschlagbar. Dass schon im Hauptabendprogramm blanker Busen blitzen durfte, wurde im Vorfeld heftig diskutiert, und die Hauptdarstellerin bekannte in Interviews, wie schwer es ihr gefallen sei, die Vergewaltigungsszenen zu spielen. Nun gut, die Schauspielerei ist ein harter Job. Da hat man es als Zuseher relativ einfach, immerhin kann man nach Lust und Laune wegzappen und später wieder einsteigen, ohne Wesentliches zu versäumen. Einander in inniger Freundschaft verbundene leichte Mädchen bewegen sich durch schlammige Landschaften, lassen böse Männer über sich ergehen - und sich am Ende von der Kirche wieder in den Unschuldszustand versetzen. Wenn es das ist, was Zuschauer sehen wollen, bitteschön.