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Am Samstag gab’s wieder einmal ein beispielhaftes Interview im Mittagsjournal auf Ö1. ÖVP-Obmann Außenminister Michael Spindelegger war "im Journal zu Gast" und wurde dort ein wenig gegrillt. Der tägliche und meist wenig erfolgreiche Kampf gegen aussagelose Sprechblasen aus Politikermündern ist frustrierend. Daher auch die gute Vorbereitung und professionelle Zähigkeit, mit der Andreas Jölli ans Ziel neuer Informationen kommen wollte. Mit bewundernswerter Kreativität formulierte er etwa die Frage nach der (Un?)Möglichkeit der Verankerung der Schuldenbremse so oft neu, dass so manche Hörer wohl den Eindruck bekamen, er wolle den Politiker veranlassen, dieses Vorhaben als chancenlos gleich vor dem Mikrophon aufzugeben. Was aber angesichts Eloquenztrainings und politischem Kalkül nicht stattfand. Geht es doch Spindelegger auch darum, nicht der Umfaller zu sein, sondern dem Koalitionspartner die Verantwortung für das Scheitern der Verfassungslösung zuzuschieben, gegen die sich auch in seiner Partei heftiger Widerstand regt.
Daher brachte das Gespräch weder neue Erkenntnisse, noch zeigte es einen Ausweg aus der verfahrenen Situation. Eines allerdings bewies es schlagend: Alle Parteien bekommen den Kopf nicht aus dem Dickicht ihres leichtfertigen Taktierens, erkennen nicht, dass es längst nicht mehr darum geht, populistische Positionsgewinne zu erzielen. Damit schwächen sie die Kreditwürdigkeit Österreichs immer weiter. Denn die Rating-Agenturen werden wohl nicht mehr lange zuwarten.