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Leid der Heimatvertriebenen

Von Werner Grotte

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In ungewohnter Offenheit befasste sich die ARD am Montag mit einer heiklen, weil noch immer konfliktbeladenen Problematik: der Vertreibung von zwölf Millionen Deutschen aus dem Osten Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. In der zweiteiligen Dokumentation "Fremde Heimat" kamen Betroffene zu Wort und erzählten, wie ihre Familien oft über Nacht Heimat, Habe, soziale Stellung oder gar das Leben verloren.


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Dort, wo die Rote Armee auf deutsche Zivilisten stieß, häuften sich Vergewaltigung, Misshandlung und Hinrichtungen. Anderenorts trieben Partisanen oder nicht selten die nichtdeutschen Nachbarn Deutsche aus ihren Häusern, oft sogar politisch angeordnet wie etwa mittels der berüchtigten und bis heute gültigen "Benesch-Dekrete" in Tschechien. Die Flut der Heimatlosen zog sich Richtung Westen vom Memelgebiet im heutigen Litauen über Ost- und Westpreußen, Posen, Schlesien, Sudetenland, Banat-Siebenbürgen bis hin zu den Donauschwaben im heutigen Serbien.

Wer die Märsche überlebte, landete in verlausten Barackenlagern und später auf Geheiß der Siegermächte in der Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger des besiegten "Großdeutschen Reichs". Auch hier waren die Entwurzelten nicht willkommen und fristeten ein Dasein am Rande der Gesellschaft. Anders als in Österreich sind die Vertriebenenverbände in Deutschland bis heute politisch hochaktiv. Weil sie, im Gegensatz zu anderen Kriegsopfern, bis heute vergeblich auf Entschädigung warten. Die meisten konnten erst nach dem Fall des Eisernen Vorhanges wieder einen Besuch in ihren Geburtsorten wagen - und fanden dort oft noch ihre Häuser, in denen Fremde wohnen.