Die Lage am Arbeitsmarkt ist trist, doch es gibt einen Bereich, wo immer mehr Arbeitsuchende unterkommen: Der Leiharbeitsmarkt. Das sei eine Entwicklung, die dem allgemeinen Trend zu so genannten "flexiblen" und "atypischen" Arbeitsverhältnissen entspricht, erklärt dazu Arbeitsmarktexperte Gernot Mitter von der Arbeiterkammer (AK) im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
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Die Anzahl der Leiharbeitskräfte stieg 2003 um 23,3% auf rund 38.500 Personen, so das Wiener Marktforschungsinstitut InterConnection in seiner neuen Personalleasing-Studie. Für das kommende Jahr prognostiziert das Institut einen weiteren Anstieg auf über 49.000 Leiharbeitskräfte.
Der Anteil der Leiharbeitskräfte an der Gesamtzahl der Beschäftigten (ohne Beamte) lag in Österreich 2003 bei 1,3%, der europäische Schnitt liegt bei 1,7%, in Großbritannien sind es sogar 4,5%. Eine Marktsättigung erwartet InterConnection in Österreich erst im Jahr 2010 bei einem Personalleasinganteil von rund 4%. Nur mehr Fach- und Schlüsselkräfte würden fix angestellt, der restliche Bedarf werde zunehmend durch "rasch abbaubare" LeiharbeitnehmerInnen abgedeckt werden.
Seit März 2002 gibt es einen eigenen Kollektivvertrag
"Die Arbeitnehmervertreter sind der Leiharbeit immer sehr kritisch gegenüber gestanden", erläutert dazu AK-Experte Mitter, aber jetzt gebe es wenigstens einen Kollektivvertrag. In dem seit März 2002 gültigen "Kollektivvertrag für das Gewerbe der Arbeitskräfteüberlassung" sind u.a. die Arbeitszeiten und die Mindestlöhne geregelt. So erhalten ungelernte ArbeitnehmerInnen mindestens 6,25 Euro, TechnikerInnen mindestens 11,92 Euro pro Stunde. Während überlassungsfreien Zeiten steht dem Arbeitnehmer unter bestimmten Voraussetzungen eine geringere Entlohnung zu.
"Bis 2006 wird der Anteil des Leasingpersonals in Österreich weiter stark steigen. Wir schätzen, dass bis dahin ca. 60.000 ZeitarbeiterInnen in Österreich tätig sein werden", zeigt sich auch Richard Trenkwalder, Chef der Trenkwalder Personaldienste AG von einer Fortsetzung des Trends überzeugt. Für die Unternehmer sei es immer wichtiger, die Arbeitsprozesse flexibel zu gestalten. So werden zum Beispiel in der Skiindustrie - wo zum Teil "on demand" produziert wird - Leasingmitarbeiter eingesetzt, um Produktionsspitzen auszugleichen.
Der größte Teil der ZeitarbeiterInnen arbeitet in den Bereichen Industrie (45,8%) sowie Gewerbe und Handwerk (33%), geht aus einer Stichtagserhebung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (per 31.7.2003) hervor, bei der jene Leiharbeitskräfte erfasst wurden, die am Stichtag auch tatsächlich eine Beschäftigung ausgeübt haben. Leiharbeiter im Handel machen mit 5,9% einen relativ geringen Anteil aus, haben aber im Vergleich zum Vorjahr (5,4%) zugelegt. Dies ist laut InterConnection auch auf die verlängerten Ladenöffnungszeiten zurückzuführen. Meist wird nur für einige Monate bei einem Unternehmen gearbeitet: Laut der Erhebung des BMWA beträgt die Überlassungsdauer bei 42% der LeiharbeiterInnen nur bis zu 3 Monate.
Ein weiterer Trend, der sich laut InterConnection erkennen lässt, ist der stärkere Einsatz von Angestellten: Der Anteil von Angestellten am geleasten Personal werde heuer auf 20,7% steigen. Im Jahr 2002 betrug der Anteil der Angestellten nur 17,4% - für die Marktforscher ein Anzeichen für die höhere Qualifizierung der verliehenen Arbeitskräfte.