Pfeiffer will Zielpunkt als Nahversorger und Unimarkt-Schwester positionieren.
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Wien. "Mehr Frische" verspricht der Schriftzug auf der Glasfassade der umgebauten Zielpunkt-Filiale in Wien-Liesing. Während am Tag der Wiedereröffnung zwei Angestellte Bananen nachschlichten, stellt ein Kollege Bierflaschen ins Regal. Die um 700.000 Euro umgebaute Filiale soll den Startschuss bilden, um die defizitäre Handelskette weg vom Diskonter-Image zu bringen: Warenpräsentation in Schachteln oder gestapelt auf Paletten soll Geschichte sein, ein größerer Obst- und Gemüse-Bereich, Wurst- und Käse-Theken sowie niedrigere Regale sollen für angenehmeres Einkaufen sorgen. Das Ethno-Sortiment mit Produkten vom Balkan und aus der Türkei bleibt bestehen.
Zehn Millionen pro Jahr investiert die oberösterreichische Handelsgruppe Pfeiffer, die mit März 2014 Zielpunkt zur Gänze übernimmt, in den sukzessiven Filialumbau. Modernisierte Filialen sollen 15 Prozent mehr Umsatz einspielen, lautet das Ziel von Zielpunkt-Geschäftsführer Thomas Janny.
Supermarkt-Eigenmarken machen es für Diskont eng
Es ist kein Zufall, dass Pfeiffer die rund 260 Zielpunkt-Filialen als "Nahversorger für den täglichen Bedarf" positionieren möchte. Der Umsatz der Diskonter ist im Vorjahr leicht gesunken, während klassische Supermärkte zulegen konnten. Mit ihren Eigenmarken von der Preiseinstiegslage bis zum Premium-Segment decken Supermärkte alle Preisklassen ab, für den Diskont wird es daher eng. Im Vergleich zu Deutschland galt Österreich ohnehin nie als Land der Diskonter: Hofer, Lidl, Penny und Soft-Diskonter Zielpunkt kommen hierzulande auf 30 Prozent Marktanteil, in Deutschland erzielt der Diskont 43 Prozent des Umsatzes im Lebensmittelhandel.
Zielpunkt werde als Schwester des Unimarktes im Kerngebiet im Osten Österreichs weiter etabliert, sagt Erich Schönleitner, Holding-Geschäftsführer der Pfeiffer Handelsgruppe. Zielpunkt soll 2015/16 wieder schwarze Zahlen schreiben. Mit 131 Unimarkt-Filialen ist Pfeiffer zudem in Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg, Kärnten und der Steiermark präsent. Unimarkt, Zielpunkt und der Großhandel Nah&Frisch machen die Pfeiffer-Gruppe mit Sitz in Traun zur viertgrößten Lebensmittel-Handelsgruppe - nach den Branchenriesen Spar, Rewe und Hofer. Die Vertriebstochter C+C Pfeiffer ist zuletzt kräftig gewachsen. Neben dem C+C Großhandel für Gastronomie, Hotellerie und Gewerbekunden wurden Alpe Adria Weindepot und Vergeiner Ausgesuchte Weine übernommen und als "Trinkwerk" zusammengeführt. Innerhalb von drei Jahren will Pfeiffer damit Marktführer im Wein- und Spirituosenhandel für Gastronomie und Hotellerie werden, geben Pfeiffer-Geschäftsführer Erich Schönleitner und Markus Böhm das Ziel vor.
Backstationen und Fleischhauer
Fürchten die Handelsriesen durch Zielpunkt zusätzliche Konkurrenz? Von Rewe (Billa, Merkur, Penny, Adeg) heißt es, dass man grundsätzlich keine Aktivitäten der Konkurrenz kommentiere. Die gesamte Rewe International AG wachse generell stärker als der Markt, sagt Rewe-Sprecherin Ines Schurin. In Deutschland schreibt die Diskont-Schiene Penny jedenfalls seit Jahren Verluste. In Österreich hat sich Penny zuletzt aus dem Westen zurückgezogen, einige Läden wurden zu Billa-Filialen umgewandelt. Penny will sich hierzulande als Diskonter mit Fleischhauer in mehr als 220 der rund 300 Filialen von der Konkurrenz abheben.
Lidl - mit um die 200 Filialen und vier Prozent Marktanteil - stellt seit der Neuausrichtung im Oktober 2012 den Bezug zu Österreich in den Fokus, und vor Weihnachten werden Premium-Produkte wie Rumpsteak als "Luxus für alle" ins Sortiment gehievt.
Der größte Diskonter, Hofer, setzt dagegen zunehmend auf Markenprodukte und bietet nicht mehr nur Eigenmarken, sondern auch Herstellermarken wie Coca Cola und Red Bull an. Außerdem werden Backboxen in Filialen integriert - damit bietet Hofer nun als letzte große Handelskette ebenfalls in den Filialen aufgebackenes Brot und Gebäck an.