Nicht die Lehrer verweigern ihre Arbeit, sondern die Bildungspolitiker nehmen ihre Verantwortung nicht wahr, gute Rahmenbedingungen zu schaffen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wurden Sie schon einmal von begeisterten Mitarbeitern durch "ihr" Unternehmen geführt und haben erlebt, mit wie viel Herzblut diese Leute an der Weiterentwicklung "ihrer" Firma mitarbeiten? Derart begeisterte Menschen können Sie in Österreich in Unternehmen und in Schulen treffen. Es gibt nur einen wesentlichen Unterschied:
In modern geführten Unternehmen werden die Mitarbeiter beim Adaptieren der Prozesse zur Leistungssteigerung von der Firmenleitung in derem eigenen Interesse unterstützt. Für die meisten Schulstandorte bedeutet engagiertes Arbeiten von Lehrern nicht, dass sie mehr Ressourcen und weniger Verwaltungsarbeiten bekommen, damit sie sich auf das Wesentliche zur Leistungssteigerung - das Unterrichten - konzentrieren können, sondern das Gegenteil: mehr Verwaltungsarbeit und weniger Ressourcen.
Die einzige Ressource, über die Lehrer am Standort selbst verfügen können, ist ihre Freizeit. Aktionsorientierte Selbstausbeutung ist die Folge, die aber keine substanziellen und systematischen Verbesserungen am Arbeitsplatz Schulstandort bringt. Die Lernleistung der Schüler kann dadurch auch nur punktuell erhöht werden.
Erfolgreiche Unternehmensleitungen verbessern Prozesse und Strukturen gemeinsam mit ihren Mitarbeitern und investieren in den höheren Leistungsoutput, der sich dann später rentiert. Im Schulsystem scheint außer den Lehrern niemand Interesse an einem höheren Lernoutput von Schülern zu haben. Den übergeordneten Behörden genügt es vollkommen, wenn so getan wird, als gäbe es keine Probleme. Anscheinend verfolgen sie andere Ziele. Die Zukunftssicherung der österreichischen Jugend und die spätere Rendite als Wohlstand der Gesellschaft stehen nicht auf ihrer Agenda. Dieses Thema wurde schon vor einiger Zeit an die Reparaturanstalt AMS ausgelagert - kostenintensiv und mit bescheidenem Erfolg.
Dabei sagen mittlerweile schon Direktoren öffentlich klipp und klar, was dringend gebraucht würde, um die Lernleistungen der Schüler zu erhöhen. Aber in keinem dieser Punkte bringt die Bildungsreform für die Schulstandorte eine Verbesserung. Lieber beschäftigt sich die Bildungspolitik weiter mit Wort- und Verwaltungshülsen.
Erklärbar ist das nur durch ein gänzlich anderes Verständnis des Topmanagements für die Situation an den Orten der Leistungserstellung. Die Mitarbeiter an den Schulstandorten fühlen sich daher wie Mitarbeiter in Unternehmen, die von der Geschäftsleitung zu einer Verbesserung ihrer Leistung aufgefordert werden, wobei das Management gleichzeitig betont, den Mitarbeitern weder moderne Tools noch moderne Prozesse und ganz sicher nicht Extrazeit für die Entwicklung der Organisation oder der individuellen Kompetenzen zu geben. Dazu werden neue Formulare ausgegeben.
Im Unternehmerleben ist die Folge so einer destruktiven Vorgangsweise das Ausscheiden aus dem Markt - für die Republik Österreich, ihre Jugend und ihre Unternehmen bedeutet es langfristig sozialen Abstieg und Verlust.
Das wäre nicht notwendig, wenn die Verantwortlichen endlich auf den Unterricht schauten und ihre Verantwortung wahrnähmen.