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Lektürus interruptus

Von Christina Böck

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Als Autor will man das eventuell gar nicht so genau wissen. Ein Mathematiker hat im "Wall

Street Journal" kürzlich eine Liste erstellt, die anzeigt, welche Bücher bis zu welcher Seite gelesen werden. Das vieldiskutierte und vielgekaufte Sachbuch "Das Kapital im 21. Jahrhundert" von Thomas Piketty nimmt da den unrühmlichen ersten Platz ein. Keines der untersuchten Bücher wurde schneller aus der Hand gelegt als dieses. Wie man das eruieren kann? Indem man sich ansieht, wann Leser aufhören, etwas in dem Buch zu markieren, also vor allem in ihrem E-Book. Amazon veröffentlicht nämlich Markierungen aller Kindle-Leser. Das klingt gruslig, ist jetzt aber nicht das Thema.

Belletristisches hat da schon bessere Chancen. Bei Frank Schätzings Reporterkrimi "Breaking News" scheint das Interesse bei Seite 836 noch nicht erlahmt zu sein - da werden die restlichen 119 Seiten auch noch zu schaffen sein. Ähnliche Untersuchungen gibt es für den Soft-SM-Porno "Shades Of Grey" nicht. Obwohl anzunehmen ist, dass nicht wenige vorzeitig das Handtuch geworfen haben. Lektürus interruptus, quasi. Diese Woche wurde mit nachgerade albernem PR-Vorspiel die Verfilmung des Peitscherl-Bestsellers beworben. Da veröffentlichte Sängerin Beyoncé einen Teaser zum Trailer für den Film, der eh nicht vor Februar nächsten Jahres in die Kinos kommt. Beim Trailer wiederum ist vor allem auffällig, wie unglaublich viel geredet wird. Der Trailer ist so quatschig, wie der Roman unterirdisch geschrieben war. Heißt möglicherweise: Diesen Film muss man sich auch nicht bis zum Schluss anschauen.