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Ich oute mich: Ich bin ein TV-Serien-Junkie. Und damit sind nicht Reihen wie "Universum" oder "kreuz und quer" gemeint, sondern richtige Fiktion, so richtiger Trash - zu Deutsch Mist - am besten im "CSI"-Stil. Egal ob Miami, New York oder Los Angeles. Offensichtlich handelt es sich um eine Parade der Lemminge, der ich zum Opfer gefallen bin. Doch Radio Ö1 weiß das Laster des intellektuellen Tiefgangs zu beschwichtigen: Eine richtungsweisende TV-Tendenz, so heißt es, die Ö1 dazu veranlasst, im dieswöchigen "Radiokolleg" das "Golden Age Of Television" auszurufen.
Ö1 verdient sich damit den Titel "Retter der Publikumsverdummung durch das Fernsehen". Denn die Sendungsgestalterin Petra Erdmann findet im Larifari-Universum der sinnentlernten Worte immerhin einen tiefgründigen Zugang: In "Gesetz der Serie" porträtiert sie die Arbeitsprozesse von deren Erfindern, Autoren, Darstellern und Fans. So erfährt man etwa, dass im sogenannten Writersroom rund zwei Wochen lang, zehn Stunden am Tag über den Fortgang einer einzigen Episode diskutiert wird. Der US-Fernsehproduzent, Regisseur und Erfinder der Erfolgsserie "Breaking Bad", Vince Gilligan, arbeitet dabei mit Autoren, Psychologen und Journalisten. Ein unglaublicher Aufwand, dem ein Millionenmarkt recht gibt. Kinoregisseure wie Martin Scorsese sehen TV als neue Nische für ihre Kreativität, in der sie auch Themen menschlicher Abgründe enttabuisieren können, die im Kino zu gewagt wären. Na, wenn Scorsese das so sieht. Das beruhigt doch.