Im Kärntner Lakeside Science & Technology Park wird Kindern Naturwissenschaft begreifbar gemacht.
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Wien. Obwohl die Finnen in den Schulrankings ganz klar an führender Position stehen, wollen sie mit einer Abschaffung der herkömmlichen Schulfächer ihr Bildungssystem umkrempeln. Die Idee für fächerübergreifendes und projektorientiertes Arbeiten, um vernetztes Lernen zu ermöglichen, ist nicht neu und wird auch hierzulande schon in einigen Schulen praktiziert. Ein Vorzeige-Bildungscampus am Areal des Lakeside Science & Technology Park bei Klagenfurt geht nun einen Schritt weiter und soll Kindern und Jugendlichen, aber auch Pädagogen, die Möglichkeit bieten, sich Naturwissenschaft und Technik in verknüpfter Form anzunähern. "Innovative Lehr- und Lernformen werden in konkreten Formaten entwickelt, umgesetzt und evaluiert", betont Lakeside Park-Geschäftsführer Hans Schönegger im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
3200 Quadratmeter Forschung
Die Bandbreite im sogenannten "educational lab" reicht von der Tierbeobachtung im angrenzenden Natura-2000-Areal bis hin zur Gensequenzierung. In den außerhalb der Schulzeit stattfindenden Workshops soll themenübergreifend und in Gruppen gearbeitet werden, wodurch auch die sozialen Fähigkeiten gefördert werden. "Viele Menschen haben eine super Ausbildung, aber die Teamfähigkeit ist oft nicht vorhanden", betont Schönegger. Sie ist jedoch die Voraussetzung, um im Arbeitsalltag bestehen zu können.
Gerade die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) sind es, die das "educational lab" an die Kinder heranführen will - und zwar schon ab dem Kindergartenalter. Damit wird ein Prozess gestartet, der die nächsten Generationen nachhaltig verändern könnte. Denn Forschung und Technologie scheinen den Nachwuchs nicht mehr besonders zu interessieren. "Wir benötigen ein Plus von 60 Prozent an technologieaffinen jungen Menschen, um die Jobs ausfüllen zu können", betont Schönegger. Zwar habe es in den vergangenen Jahren bei den Universitätsabgängern in den Naturwissenschaften eine Steigerungsrate gegeben, doch der Bedarf an Fachkräften sei noch viel größer geworden.
Auf 3200 Quadratmetern besteht die Möglichkeit, Motoren zu bauen, Computer zu zerlegen oder etwa DNA-Analysen durchzuführen. Dabei werden unterschiedliche Disziplinen vereint, sodass junge Menschen, ohne dass sie es groß merken, eine weite Bandbreite an Wissen und Interessen entwickeln können.
Acht Partnerschulen in der näheren Umgebung nutzen bereits das Angebot - das Interesse daran reiche aber bis über die Landesgrenzen hinaus, schildert Schönegger. Auch die Uni Klagenfurt, die Pädagogische Hochschule Kärnten und die Fachhochschule Kärnten sind Kooperationspartner. Eine Zusammenarbeit mit Pädagogenausbildungsstätten soll sicherstellen, dass sowohl künftige Lehrer als auch Kindergartenpädagogen ihre didaktischen Möglichkeiten erweitern können. Auch bereits tätigen Lehrern soll künftig ein entsprechendes Ausbildungssegment angeboten werden.
Das Wissen begleitet
Mathe ist kein Angstfach, Physik ist cool, Chemie ist super - mit dieser Einstellung lernt sich nicht nur die Naturwissenschaft leichter, sondern werden auch Grundsteine für viele andere Berufssparten gelegt. "Die Kinder nehmen das Wissen mit und sind demgegenüber viel offener." Auch wenn es die Jungen in ihren künftigen Jobs vielleicht nicht selbst benötigen, so besteht damit allerdings die Chance, dass sie diese Offenheit, Neugierde und die Erfahrungen irgendwann an den eigenen Nachwuchs weitergeben.
Die Schulen, die das Angebot nützen dürfen, sucht sich das Lakeside-Park-Team übrigens selbst aus. Nur wenn die Schulleiter und Pädagogen eine gewisse Begeisterung dafür aufbringen können und dieses Wissen auch in den eigenen Schulbetrieb implementieren wollen, mache die Kooperation Sinn. Für die Kinder selbst ist das "educational lab" kostenfrei. Für die Finanzierung der Betriebskosten und der Anfahrtswege kommen die Gemeinden auf. In die Infrastruktur dieses Areals des Lakeside Parks fließen Mittel aus der EU und dem Technologiepark selbst.
Ziel ist es, zu überlegen, wie sich Inhalte und Arbeitsweisen in Zukunft ins gesamte Schulsystem übertragen lassen, betont Schönegger. Doch alles Schritt für Schritt: Heute, Mittwoch, wird das "educational lab" offiziell eröffnet.