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Lernen fürs (Wirtschafts-)Leben

Von Peter Kantor

Politik

Theorie und Praxis, Ausbildung und Wirtschaft miteinander zu verbinden, das hat sich der Fonds der Wr. Kaufmannschaft zum Ziel gesetzt. Die fast 150 Jahre alte Institution betreut jährlich rund 3.600 junge Menschen und ist damit Österreichs größtes privates Schulunternehmen. Neben dem Ausbau des Bildungsauftrages (Vienna Business Schools und FH-Studiengänge) widmet sich der Fonds dem sozialen Engagement (Wohnen für Senioren) sowie Liegenschaften und Stiftungen.


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Seit Ende 2000 lacht er wieder: der Merkur am Schwarzenbergplatz. Gemeinsam mit seinem Kollegen Atlas hatte sich der Schutzgott der Kaufleute einer Generalüberholung unterziehen lassen müssen. Seit den aufwändigen Renovierungsarbeiten prunkt das rund 100 Jahre alte Haus der Wiener Kaufmannschaft wieder in alter Pracht, standesgemäß bewacht von den römischen Göttern.

Im 21. Jahrhundert will sich der Fonds der Wiener Kaufmannschaft wie in der Vergangenheit mit der Symbiose von Wirtschaft und Ausbildung profilieren. Aufgebaut wird auf fast 150 Jahren Tradition und Erfahrung, die sich auf mehrere Bereiche verteilen. Erstes und größtes Aufgabengebiet ist die Vienna Business School (VBS), die vom Fonds der Wiener Kaufmannschaft initiiert und betrieben wird.

Learning by doing

Ausbildung wird dabei als Dienstleistung verstanden, der Austausch zwischen Schule und Praxis soll den "jungen Unternehmern" einen Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt sichern. Dem Leitsatz "Learning by doing" folgend, arbeiten 3.600 Jugendliche an sechs Standorten in Wien und Niederösterreich mit zielgerichtetem Coaching an ihrer Zukunft. Das Schulangebot reicht vom Umgang mit digitalen Medien bis hin zu internationalen Austauschprogrammen. Flexibles Unterrichten durch praxiserfahrene Lehrer soll das betriebswirtschaftliche Denken fördern. Partnerunternehmen (McDonald's, Austrian Airlines, Casinos Austria, Acer, BMW und ARAL) ermöglichen den Schülern "on the job" den Ausbau ihres Know-Hows.

Als essentielle Basis für eine erfolgreiche Zukunft in der Wirtschaft wird der trainierte Umgang mit digitaler Information gesehen. Eine High-End Multimedia-Ausrüstung, wie der Einsatz von Notebooks im Schulalltag soll den reibungslosen Einstieg in die Arbeitswelt garantieren. "Die Vienna Business School war die erste bezüglich der Verwendung von Notebooks im Unterricht", erklärt Martin Göbel, seit Mitte September 2003 Geschäftsführer des Fonds, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Inzwischen sei die Schule mit über 1.500 Notebooks und der dazugehörigen Infrastruktur (Funk-LAN-Vernetzung an den Schulen, Content-Server, Peripheriegeräte) europaweit führend. Um diese Führungsrolle beizubehalten wurde jüngst ein Projekt initiiert, das Contents, Software und Anwendungsbeispiele für e-learning entwickeln soll.

Längerfristig will Göbel aus die VBS zu Kompetenzzentren ausbauen, die den Absolventen EU-weite Karrierechancen ermöglicht. "Dazu wird es notwendig sein, mehr als die klassische Schule zu bieten. Ostsprachen etwa als Vorbereitung für die EU-Erweiterung oder die verstärkte Förderung von "soft skills", wie beispielsweise Kommunikations- und Teamfähigkeit, Flexibilität oder Rhetorik und Auftreten", so Göbel.

Die Auslandsprogramme der VBS umfassen, neben so namhaften EU-Projekten wie LEONARDO, LINGUA oder COMENIUS, auch ein breites Angebot an Ferialpraktika in Partnerunternehmen rund um den Globus. Ein Angebot, das exzessiv genutzt werde, so Göbel. Schließlich gewinne man im Ausland Sicherheit auf dem internationalen Parkett der "Global Player" und habe zudem die Chance, das Fremdsprachniveau zu verbessern.

Wettbewerbe als Motivation

Das attraktive Angebot an dotierten Wettbewerben und prämierten Projekten lädt die Schüler ein, ihren persönlichen Status Quo in den unterschiedlichen Sparten zu erheben. "Das Motto ,Erfolg braucht Motivation' gilt für die Wirtschaft ebenso wie für unsere Schulen", meint Göbel. Die Schüler sollen ermutigt werden, die Anerkennung für ihre Fortschritte einzuholen.

So gründen die Schüler im Zuge der Ausbildung etwa eine Übungs-Firma und bieten im Rahmen einer "Übungs"-Messe ihre Produkte an. Die besten Firmen-Auftritte werden prämiert. Die Wettbewerbe und Events ermöglichen ein Herantasten an eine reale Wettbewerbsituation, meint dazu Göbel. Die Umsetzung und Präsentation von Ideen, aber auch der konstruktive Umgang mit einer möglichen Niederlage werden erprobt. Göbel: "Die Vermarktung der eigenen Leistung ist erlernbar und unterstützt die Persönlichkeitsbildung positiv." Am Ende jedes Schuljahres bekommen im Rahmen einer Gala-Veranstaltung erfolgreiche Schüler, Lehrer oder Projekte den "VBS-Merkur", den "Oscar" der Vienna Business School, verliehen.

Eine weiteres "Produkt" der VBS sind die "Get ready" - Seminare. In diesen geht es darum, die eigenen Stärken und Schwächen zu entdecken. Die Themen sind dabei 100-prozentig auf die Interessen der Schüler zugeschnitten, eine kurze Auswahl verdeutlicht das: DocLX - Event und Sponsoring, Flash für Webanimation, Überlebenstraining für Manager, Projekt Management.

Top-Qualifikation per FH

Gemeinsam mit dem WIFI Wien gehört der Fonds der Wiener Kaufmannschaft auch zu den größten Fachhochschul-Erhaltern in Österreich (FHW GmbH). Die Studiengänge Finanz-, Rechnungs- & Steuerwesen und Marketing & Sales wurden im Jahr 1996 eingerichtet und wollen vorallem praktische und persönlichen Qualifikationen für den Berufseinstieg und -aufstieg in die Führungsebene vermitteln. "Wir verstehen uns als eine Plattform für die gemeinsame Weiterentwicklung unserer Studenten, Lektoren und der Wirtschaft", erklärt Göbel.

Beim Studiengang "Finanz-, Rechnungs- & Steuerwesen" geht es um finanzorientierte Betriebswirtschaftslehre. Die Ausbildung ist auf den Finanzbereich von mittleren und großen Unternehmen ausgerichtet und soll die Absolventen befähigen, komplexe Aufgaben im Bereich des Rechnungswesen und der finanziellen Unternehmensführung im Berufsalltag zu lösen.

Marketing & Sales ist der Fachhochschul-Studiengang für absatzorientierte Betriebswirtschaftslehre. Hier werden Spezialisten für Marketing, Verkauf, Kommunikation und Distribution ausbildet.

Mag (FH) in acht Semestern

Ein "International Competence Center" sorgt für die internationale Ausrichtung Praktikum und Diplomarbeit erfolgen bei Top-Unternehmen. Der Abschluss zum Magister oder Magistra FH wird nach acht Semestern angestrebt und von dem meisten auch erreicht und gilt dem Universitätsabschluss als (nahezu) ebenbürtig. Zudem ist der Absolvent zum Doktoratsstudium berechtigt.

Anders als an der Universität gibt es ein dreistufiges Bewerbungsverfahren." Danach kann man zwischen einem Tagesstudium und einem Abendstudium wählen. Dank der Beschränkung auf 30 Studierende pro Jahrgang und Variante und Anwesenheitspflicht für alle Lehrveranstaltungen ist die Lernintensität sehr hoch. Was den Studierenden nicht erspart bleibt, ist die Entrichtung von Studiengebühren. Sie betragen wie an der Universität 363,36 Euro pro Semester. Dazu kommen Materialkosten von 37 Euro, Literaturkosten (Bücher, Skripten, ...) von ca. 200 Euro und Internetanschluss-Kosten von ca. 90 Euro pro Semester.

Soziales Engagement

Last but not least sieht sich der Fonds auch als verantwortungsvolle, wirtschaftsorientierte Organisation, die sich auch ihrer Verpflichtung gegenüber dem Leben nach der Erwerbsfähigkeit bewusst ist. Das soziales Engagement konzentriert sich dabei auf eine Seniorenwohnanlage in der Hartäckerstraße im 19. Wiener Bezirk. "Mit dieser Residenz wollten wir für die Angehörigen des Handelsstandes einen einzigartiger Ort für den wohlverdienten Ruhestand etablieren", sagt Göbel. Die stilvolle Anlage parkähnlicher Umgebung und durchdachtem Ambiente steht allerdings nur denen zur Verfügung, die sich rechtzeitig anmelden und über entsprechendes Vermögen verfügen (Einzelappartements ab 1.365 Euro pro Monat).

Informationen: Fonds der Wiener Kaufmannschaft Tel. 501 13-0 http://www.kaufmannschaft.com