Erwerbskarrierenmonitoring zeigt einmal mehr: Ausbildung schützt vor Arbeitslosigkeit.
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Wien. Die Traumkarriere der Marke "Vom Tellerwäscher zum Millionär" ist nicht vielen beschieden. Einer von Millionen schafft das vielleicht, weiß Sozialminister Rudolf Hundstorfer, der sich wünscht, dass jeder Jugendliche nach dem Pflichtschulabschluss noch etwas lernt und somit einen Bildungs- oder Ausbildungsabschluss erlangt.
Derzeit ist es noch so: Während hierzulande zwar jährlich 142.000 junge Leute zwischen 15 und 29 Jahren erfolgreich eine weiterführende Ausbildung - Lehre bis Hochschulabschluss - beenden, läuft es für 35.000 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren nicht so toll, hat das "Bildungsbezogene Erwerbskarrierenmonitoring (BibEr)" der Statistik Austria ergeben. Zieht man die Zahl jener ab, die die Ausbildung beziehungsweise die Schule wechseln oder mit etwas Verspätung eine sekundäre Ausbildung oder Lehre beginnen, bleiben 17.700 junge Menschen - 9900 Schul- und Lehrabbrecher, 7800 reine Pflichtschulabsolventen - übrig, die auch nach drei Monaten noch keinen Ausbildungsplatz haben. 3700 von ihnen schlagen sich als Hilfsarbeiter durch, 9000 "machen gar nichts", so Hundstorfer. Das heißt: Sie sind weder erwerbstätig noch in Ausbildung, noch werden sie vom AMS betreut. Diese beiden Gruppen sind das Zielpublikum für Hundstorfers Ausbildungsverpflichtung, die ab September 2016 umgesetzt werden soll.
Eltern werden in die Pflicht genommen
Erziehungsberechtigte, die sich nicht darum kümmern, dass ihre Kinder nach der Pflichtschule entweder weiter zur Schule gehen, eine Lehre absolvieren oder ein anderes, außerschulisches Qualifizierungsangebot in Anspruch nehmen, müssen mit einer Verwaltungsstrafe analog zur Schulpflichtverletzung rechnen. Hundstorfer: "Wenn kein einziger Strafbescheid ausgestellt werden muss, bin ich der glücklichste Mensch." Was er sich noch wünscht: Die jugendliche Hilfsarbeit soll weitestgehend eingeschränkt werden. Überbetriebliche Lehrwerkstätten, Produktionsschulen und der verstärkte Einsatz von Jugend- und Lehrlingscoachings sollen verhindern, dass Jugendliche in den NEET-Status (NEET = Not in Education, Employment or Training, nicht in Ausbildung, Arbeit oder Schulung) abgleiten oder NEETs helfen, einen Bildungsabschluss nachzuholen.
Dass sich Ausbildung lohnt, zeigt ein Blick auf die Einkommenssituation: Laut "BibEr" verdienen Absolventen einer Lehre nach 18 Monaten durchschnittlich 1800 Euro (Männer: 2000, Frauen 1500 Euro), Lehrabbrecher kommen hingegen nur auf 1600 Euro (Männer: 1700, Frauen 1300 Euro). Zudem hatten 76 Prozent der Lehrabsolventen 18 Monate nach dem Lehrabschluss einen Job, nur neun Prozent waren beim AMS vorgemerkt. Von den Lehrabbrechern hatten demgegenüber nur 47 Prozent eine Arbeit, 24 Prozent waren beim AMS vorgemerkt. Dazu kommen noch 14 Prozent, die sich überhaupt vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben oder ins Ausland verzogen sind. Noch eine Zahl: Die Arbeitslosenquote von Menschen, die nur die Pflichtschule absolviert haben, hat sich von 1990 bis 2013 auf über 20 Prozent verdoppelt.
Laut AMS-Vorstand Johannes Kopf sind Lehrabsolventen häufiger in Branchen beschäftigt, die von vergleichsweise geringer Arbeitslosigkeit geprägt sind, das sind zum Beispiel Handel und Warenherstellung. Lehrabbrecher arbeiten hingegen öfter in Branchen mit überdurchschnittlich hoher Erwerbslosenquote, wie Bau, Beherbergung und Gastronomie sowie "Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen" (dazu zählen etwa Arbeitskräfteüberlasser oder Wachdienste).