Die Pläne für die neue Westausfahrt stehen seit Ende 2018 fest. Jetzt legt sich der Bezirk quer.
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Der Kampf der Hietzinger Bürgerinitiative und der ÖVP-Bezirksvorsteherin Silke Kobald gegen die Neuplanung der Westausfahrt geht in die nächste Runde. Nun gibt es Schützenhilfe aus der deutschen Hauptstadt. Die mittlerweile pensionierte Landschaftsarchitektin Cordula Loidl-Reisch hat Studierende der Technischen Universität Berlin dazu aufgefordert, Alternativvorschläge zu unterbreiten. Einige davon sind derzeit im Festsaal des Amtshauses Hietzing zu sehen.
Dass die alte, rund zwei Kilometer lange Westausfahrt - mit einer Frequenz von rund 53.000 Fahrzeugen täglich - baufällig ist und saniert werden muss, steht außer Diskussion. Nur mit der von der Stadt Wien avisierten Planung ist Loidl-Reisch nicht zufrieden. Diese sieht nämlich vor, dass die bislang auf der Seite des 14. Bezirks gelegenen Westauffahrt auf Höhe der Hütteldorfer Brücke über den Wienfluss geführt und in weiterer Folge, von Schallschutzwänden begrenzt, künftig parallel zur bestehenden Stadteinfahrt verläuft. Das würde den Bewohnern des 13. Bezirks mehr Lärm- und Schadstoffbelastungen bescheren, sagt Loidl-Reisch.
Beschlossene Sache
Ambitioniert präsentieren sich die studentischen Gegenentwürfe, denen eines gemeinsam ist: nämlich die Verlagerung der Westein- und -ausfahrt auf die andere Seite des Wienflusses, also nach Penzing. Auf nunmehr leergeräumter Hietzinger Seite könnte so ein "grünes Band entstehen, das Biodiversität, Klimaschutz, Freizeitaktivitäten sowie den Kaltluftabzug gleichermaßen begünstigt", ist die Landschaftsarchitektin überzeugt. Der Haken dabei: Das Projekt "Neue Westausfahrt" ist bereits seit November 2018 in trockenen Tüchern. Zu diesem Zeitpunkt hat der Wiener Gemeinderat den Vorschlag der grünen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou einstimmig abgesegnet, sprich angenommen.
"Derzeit läuft das Vergabeverfahren für das Projekt. In drei Wochen haben wir einen Generalplaner, 2022 starten wir die Umweltverträglichkeitsprüfung, 2024 ist Baubeginn", zeigt sich Hermann Papouschek, Leiter der MA 29 (Brückenbau und Grundbau) über den jüngst aufgepoppten Protest in Hietzing erstaunt.
Papouschek geht davon aus, dass die beschlossene Variante umgesetzt wird. Schließlich lägen die Vorteile auf der Hand: vergleichsweise geringe Kosten von rund 30 Millionen Euro und kaum Verkehrsbeeinträchtigungen, weil die alte Westausfahrt bis zur Inbetriebnahme der neuen bestehen bleibt.
Genau diese Argumentation bezeichnet René Tritscher, Sprecher der Bürgerinitiative, als "absurd". Diese Konstruktion werde die nächsten 50 bis 100 Jahre stehen und die Lebensqualität der Hietzinger massiv beeinträchtigen, ist er überzeugt. Die Bürgerinitiative sammelt daher Unterschriften. Knapp 1.100 hat man schon beisammen. Ziel ist es, damit in den Petitionsausschuss der Stadt Wien zu kommen. Man müsse das gesamte Projekt neu überdenken, sagt Tritscher. Tatkräftige Unterstützung erfährt er von der ÖVP-Bezirksvorsteherin. "Hier kündigt sich das nächste stadtplanerische Debakel Wiens an, das es zu verhindern gilt", sagt Bezirksvorsteherin Kobald. Sie fordert eine klimafreundlichere und ökologischere Lösung.