Die WKO unterzeichnet in Peking ein Seidenstraßen-Abkommen. Österreich könnte nun beim Großprojekt dabei sein.
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Peking. Österreich glänzte mit Abwesenheit, als Chinas Staatschef Xi Jinping im Mai zum großen Seidenstraßen-Treffen "Belt and Road Forum" rief. Sebastian Kurz hatte gerade die Koalition gesprengt, Verkehrsminister Jörg Leichtfried entschied sich daraufhin, kurzfristig in Wien zu bleiben. Der Anschluss der Bundeshauptstadt an das Schienennetz, das von China über zwei Routen nach Europa führt, schien in weite Ferne zu rücken. Mit der heutigen Unterzeichnung eines Abkommens zwischen Wirtschaftskammer und seinem chinesischen Pendant, CCPIT (China Council for the Promotion of International Trade) steigen die Chancen Wiens wieder, nun doch bei dem Großprojekt dabei zu sein.
"Wir haben uns ein halbes Jahr bemüht, wieder mit China in Kontakt zu kommen", sagt Wiener Kammerchef Walter Ruck. "Mit dem Abkommen wollen wir wieder den Fuß in die Türe bekommen." Wichtig sei nun, dass eine künftige Regierung die Seidenstraße zu einem Top-Thema mache.
Durch das Abkommen erhält Österreich Zugriff auf eine Online-Plattform auf der alle Informationen über künftige Ausschreibungen Chinas zu Infrastruktur- und Technologieprojekten abrufbar sind. Für Österreichs Unternehmen eine gute Möglichkeit, um an Aufträge zu kommen, sagt Ruck. Durchsetzen müssen sie sich jedoch gegen ihre Mitbewerber. Neben Österreich haben bereits Rom, Belgrad, Bukarest, Teheran und Singapur das Abkommen unterzeichnet. Eventuelle Gegengeschäfte, um bei der Plattform dabei zu sein, gab es nicht, sagt Ruck.
Nach den Plänen der Wirtschaftskammer soll Österreich durch einen Endterminal in der Nähe von Wien an die Seidenstraße angeschlossen werden. Dafür müssten 420 Kilometer Schiene verlegt werden. Das derzeitige Ende befindet sich im slowakischen Kosice.
"Wir haben den Standortvorteil"
In Chinas Entwürfen zur Seidenstraße wird Wien derzeit nicht berücksichtigt. Der nördliche Strang der Seidenstraße führt von China über die Mongolei sowie Kasachstan nach Moskau und von dort über Warschau nach Prag, Hamburg, Duisburg, London sowie Madrid. Im Süden geht es über den Iran und die Türkei nach Piräus und über den Balkan nach Mitteleuropa. Nach derzeitigem Stand wäre Budapest die Endstation.
Von ungarischer Seite gibt es zudem starke Bemühungen, um China von diesem Planstand zu überzeugen. So wurden im vergangenen Jahr fünf hochrangige chinesische Delegationen nach Budapest eingeladen. Als der Xi Jinping zum großen Seidenstraßen-Gipfel rief, kam Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban sogar höchstpersönlich vorbei.
Zwei Endterminale in Mitteleuropa sind unwahrscheinlich. Um an die Seidenstraße angebunden zu werden, muss sich Wien daher gegen Budapest durchsetzen. Ruck ist optimistisch. "Wir haben den Standortvorteil, weil wir zentraler, als Budapest liegen", sagt er. Wer sich durchsetzt, bleibt abzuwarten.
Die Reise nach Peking fand auf Einladung der Wirtschaftskammer Wien statt.