In Malta werden bereits die Stunden bis zum EU-Referendum gezählt. Den BefürworterInnen steht dabei keine geringe Gruppe an SkeptikerInnen gegenüber. Und beide bereiten sich gerade auf ihre großen Schlusskundgebungen vor.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das Auge eines Polizisten muss geschult sein. "Drei Häuserblocks sind es. Etwa 7.000 bis 8.000 Menschen", schätzt der Mann. Die General Worker's Union (GWU), die größte derartige Organisation Maltas mit rund 48.000 Mitgliedern, hat zu einer Demonstration in der Hauptstadt Valetta aufgerufen. Tausende AnhängerInnen sind ihrem Appell am Dienstag Abend gefolgt.
"Wollt ihr von einer fremden Regierung bestimmt sein oder soll Malta weiter den Maltesern gehören?" fragt Generalsekretär Tony Zarb von der Rednertribüne herab. Die Antwort ist klar. Die versammelten Menschen wollen nicht, dass ihnen die EU die Richtung vorgibt. Sie wollen keinen Beitritt ihres Landes zur Union. "Unter diesen Umständen ist es besser, nein zu sagen" lautet der Slogan der GWU.
"Wir haben Arbeitsplätze, wir haben Wohnungen, wir haben alles - wozu sollen wir der EU beitreten?" erläutert ein Teilnehmer. In der Union wären gewisse Berufssparten gefährdet, die Grundstückspreise würden in die Höhe gehen und der Lebensstandard würde sich senken.
In seinen Erklärungen folgt er der Argumentation der Labour Party (MLP), die von der GWU unterstützt wird. Die MLP ist gegen eine volle Mitgliedschaft Maltas in der EU und setzt stattdessen auf ein "Partnerschafts"-Modell, das auf engen Kontakten mit der Union basiert. Was die regierende Nationalist Party (PN) allerdings für ein Mythos hält.
Zur gleichen Zeit, als in Valetta die SkeptikerInnen auf die Straße gehen, schart PN-Vorsitzender und Ministerpräsident Eddie Fenech Adami auf der Nachbarinsel Gozo seine AnhängerInnen um sich. In den bis zum Referendum verbleibenden Stunden müsse jeder alles tun, um so viele Stimmen wie möglich für eine EU-Mitgliedschaft zu gewinnen, betont er. "Die Malteser glauben daran, dass sie in die Europäische Union gehören, so wie sie an Demokratie und Menschenrechte glauben", erklärt Fenech Adami.
Beiden Parteien bleibt nur noch wenig Zeit, um ihre SympathisantInnen zu mobilisieren. Denn am Tag vor dem Referendum am 8. März ist Wahlruhe angesagt. Doch bevor diese einkehrt, könnte es noch einmal laut werden auf den Straßen von Valetta. Für heute, Donnerstag, rufen PN und MLP zu ihren großen Schlusskundgebungen auf.
Mehr über Malta erfahren Sie morgen, in der Fortsetzung der Serie "Die Neuen kommen".