Hans Blix, Chefinspektor der UNO-Waffenkontrollkommission im Irak, hat dem Sicherheitsrat am Donnerstag seinen letzten Arbeitsbericht vorgelegt. Danach zieht sich der Schwede in den Ruhestand zurück.
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Hans Blix hat sich von niemandem vereinnahmen lassen. Weder von irakischen Generälen noch von amerikanischen Falken. "Blix-Mix" wurden seine Berichte an den Weltsicherheitsrat in den UNO-Korridoren genannt, weil sie stets Licht und Schatten enthielten und beiden Seiten Stoff für Argumente boten. Am Donnerstag hatte der Schwede, der am 28. Juni 75 Jahre alt wird und dann auf eigenen Wunsch den Job des obersten UN-Waffeninspektors abgibt, seinen letzten großen Auftritt auf der Weltbühne.
Mehr als drei Jahre lang leitete der promovierte Jurist und einstige Außenminister die UNO-Kontrollkommission für den Irak (UNMOVIC). Doch nur drei Monate konnte er Inspektoren an Ort und Stelle nach biologischen und chemischen Waffen suchen lassen. Dass die Zeit bis zum erzwungenen Rückzug der UNO-Experten zu kurz war, um klare Ergebnisse zu liefern, hat Blix stets beklagt.
Mehr als drei Monate nach Beginn des Irak-Krieges kann auch die Besatzungsmacht USA kaum etwas anderes vorweisen als das, was schon in den Blix-Berichten steht. Begründet hatte Washington die Invasion vor allem mit der angeblichen Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen. Die Diskussion um die rechtlichen Grundlagen für die Eroberung des erdölreichen Irak ist längst wieder aufgeflammt.
Blix hatte auf die Fragwürdigkeit des Krieges bei aller gebotenen Neutralität schon lange vorher aufmerksam gemacht - zum Ärger Washingtons. Für geheimdienstliche Informationen über verbotene Waffen im Irak, die US-Außenminister Colin Powell am 5. Februar im Sicherheitsrat präsentierte, gebe es keine Bestätigung, ließ Blix die Weltöffentlichkeit wissen.
Den Ruhestand will Blix zunächst in Stockholm "mit Studieren und Schreiben" verbringen. Auf seine Memoiren sind viele gespannt, nicht nur bei den Vereinten Nationen. Vor dem Abschied will er sich im UNO-Sicherheitsrat noch einmal für die Rückkehr der Inspektoren in den Irak einsetzen. Sie sollen die unvollendete Mission fortsetzen.
Blix will ganz genau wissen, ob Saddam Hussein tatsächlich die Reste jener Massenvernichtungswaffen, über die er einst nachweislich verfügte, zerstören oder nur gut verstecken ließ. 1991 hatte sich nach Saddams Niederlage im damaligen Golfkrieg gezeigt, dass dem Diktator die heimliche nukleare Aufrüstung fast gelungen wäre. Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) hatte davon kaum etwas mitbekommen. Für Blix war das peinlich, denn er war damals Chef der IAEO.