Damaskus-treue Milizen im Libanon setzten auf bewaffneten Konflikt. | Beirut. Für den Islamischen Jihad begann der Konflikt schon am Freitag. "Außer dem Mossad hat niemand ein Interesse, ihn zu ermorden", erklärte der Libanon-Chef der in Damaskus ansässigen Organisation, Abu Imad Rifai, nachdem im südlibanesischen Saida Mahmud Majzoub und sein Bruder Nidal bei einem Autobombenanschlag ums Leben gekommen waren.
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Beide Majzoub-Brüder gehörten der palästinensischen Islamisten-Gruppierung an, Mahmud stand ihr in Saida vor und war schon 1998 Ziel eines möglicherweise vom israelischen Auslandsnachrichtendienst Mossad ausgeführten Attentats.
Bereits am Sonntagmorgen folgten der Drohung Rifais, "die Brüder von innen" - Islamische Jihad-Mitglieder im palästinensischen Westjordanland und dem Gaza-Streifen also - würden auf den Anschlag reagieren, Taten. Der Angriff kam jedoch direkt aus dem Libanon: Mehrere Katjuscha-Raketen schlugen nahe der nordisraelischen Stadt Safed ein. Daraufhin bombardierte die israelische Luftwaffe sowohl in der an Syrien angrenzenden Bekaa-Ebene wie in dem nur wenige Kilometer südlich der Hauptstadt Beirut gelegenen Ort Nameh Stützpunkte der Hisbollah sowie der Syrien-treuen Volksfront zur Befreiung Palästinas-Generalkommando (PFLP-GC). Zwei Menschen kamen dabei ums Leben.
Pro-syrische Kräfte gewinnen an Boden
Für die innenpolitische Auseinandersetzung, in der sich die Hisbollah mit der Forderung nach Aufgabe ihrer Waffen konfrontiert sieht, kommt das israelische Bombardement vom Wochenende Generalsekretär Hassan Nasrallah äußerst gelegen: Seiner Argumentation, nur die paramilitärischen Einheiten der "Partei Gottes", nicht die libanesische Armee könnten die Südgrenzen des Viermillioneneinwohnerlandes wirkungsvoll verteidigen, schloss sich vorige Woche Präsident Emile Lahoud an. Einiges deutet darauf hin, dass Syriens Präsident Bashar al-Assad den im Libanon stationierten palästinensischen Milizen grünes Licht für eine härtere Gangart im innerlibanesischen Machtkampf gegeben hat. Schließlich gewinnt die prosyrische Fraktion um Präsident Lahoud, Hisbollah-Chef Nasrallah und den Parlamentspräsidenten Nabih Berri immer mehr Boden gegenüber den Kräften um den Sohn des im Februar 2005 wahrscheinlich von syrischen Hintermännern ermordeten Expremier Rafik Hariri, Saad Hariri.
Dessen Verbündeter Walid Dschumblatt, Chef der Progressiven Sozialistischen Partei (PSP), warf "Agenten der Achse Teheran-Damaskus" am Sonntag vor, mit dem Raketenbeschuss "den Libanon destabilisieren und den Konflikt innerhalb unserer Grenzen ausfechten" zu wollen.