"Libro sperrt nicht zu." Mit diesen Worten leitete am Donnerstag der von den Mehrheitsaktionären mit der Sanierung des Buch- und Mediendiskonters beauftragte Wirtschaftsprüfer Gottwald Kranebitter ein Pressegespräch ein, das die Zukunft Libros zum Inhalt hatte.
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Der neue 4-köpfige Vorstand werde in den nächsten Wochen jede Filiale analysieren und über den Fortbestand entscheiden. Die Unternehmensberatung Roland Berger habe 30 (von 266) Libro- und 6 (von 30) Amadeus-Filialen zur Schließung empfohlen, sagte Vorstandssprecher Werner Steinbauer. Es sei aber noch nicht entschieden, ob dieses Konzept umgesetzt werde. Auch der tatsächliche Personalabbau sei noch offen. Wie berichtet wurden 450 Mitarbeiter im Zuge des Frühwarnsystems des AMS zur Kündigung angemeldet. Fix ist der völlige Rückzug aus Deutschland. 14 von 19 Geschäften wurden schon zugesperrt.
Alle nicht zum Kerngeschäft - das ist der Handel mit Büchern, Schreibwaren/Papier und Musik - zählenden Beteiligungen der Libro AG, darunter die Internet-Tochter LION.cc, werden verkauft. LION.cc "verbrennt monatlich 15 Mill. Schilling", so Steinbauer. Er sieht das Unternehmen in den Konkurs schlittern, werde nicht rasch ein Käufer gefunden. Amadeus solle "vordringlich nicht" verkauft werden, "außer wir bekommen ein attraktives Angebot." Konkrete Kaufofferte für Libro gebe es nicht, sagte Kranebitter. Sollte aber vom Grazer Medienhaus Styria ein Angebot kommen, würde man dieses "wohlwollend prüfen".
Gegen den ehemaligen Libro-Vorstand Andre Rettberg werde nicht vorgegangen. Steinbauer stellte gestern richtig, dass der von den Banken gewährte Fortführungskredit 300 Mill. Schilling betrage. Zusammen mit 200 Mill. Schilling eigener Liquidität komme man auf die am Mittwoch genannten 500 Mill. Schilling.
Libro soll im Geschäftsjahr 2003/2004 wieder Gewinne schreiben. Bis dahin heißt es laut Kranebitter "sparen, sparen, sparen". Ein Delisting der Aktie sei nicht vorgesehen.