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Licht und Schatten im Bildungswesen

Von Heiner Boberski

Politik

Akademikerquote hinkt deutlich nach. | Aufwand bei Geld und Betreuung groß. | Wien. Der Veröffentlichung der neuen OECD-Studie "Education at a Glance" ("Bildung auf einen Blick") folgte am Dienstag in der Innenpolitik das von der PISA-Studie vertraute Szenario: vorwiegend Zufriedenheit im Bildungsministerium, heftige Kritik seitens der Opposition. In dieser Studie werden vor allem Indikatoren wie die Investitionen in das Bildungssystem, Akademikerquoten, Abschlussalter, Bildungsstand, Klassengrößen, Unterrichtszeit, Lehrergehälter und ähnliche Daten miteinander verglichen. Sie bescheinigt Österreichs Bildungssystem viel Licht, aber auch einigen Schatten.


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Deutlich über dem OECD-Schnitt (DS) liegt Österreich in folgenden Bereichen:

Bildungsstand: 79 (DS: 66) Prozent haben zumindest die Sekundarstufe abgeschlossen. Das bedeutet Rang 10 (bisher 11) unter 30 OECD-Staaten (oder Platz 6 von 19 EU-Staaten).

Berufsorientierung des Bildungssystems: 79 (DS: 49) Prozent der Schüler der Sekundarstufe II besuchen eine Schule mit beruflicher Orientierung. Das ergibt wie bisher Rang 2 im OECD- und im EU-Ranking.

Bildungsausgaben: Die jährlichen Ausgaben von 7015 (Grundschule) bis 12.448 (Universität) pro Person liegen auf allen Bildungsstufen deutlich über dem DS, Österreich hält in der OECD im Sekundarbereich Rang 5 (EU: Platz 2), im Primär- und Tertiärbereich jeweils Rang 9 (EU: Platz 4 beziehungsweise 5).

Unterrichtszeit: Ausgenommen die 7- bis 8-Jährigen (da liegt Österreich unter dem DS, weil es traditionell behutsam die Zahl der Schulstunden steigert) werden Österreichs Schüler mit besonders vielen Schulstunden beglückt. Bei den 12-14-Jährigen bedeutet das in der OECD Rang 5 (EU: Platz 3), bei den 15-Jährigen sogar Rang 2 (EU: 2).

Betreuung: Das Verhältnis Schüler zu Lehrer liegt im Durchschnitt in der Volksschule bei 14,4 (DS: 16,5) und in der Sekundarstufe bei 10,1 (DS: 13,6).

Problem Akademiker

Die OECD-Studie ermittelte aber auch zumindest zwei klare Schwachpunkte:

Akademikerquote: Sie ist zwar von 1999 bis 2003 von 11 auf 15 (DS: 24) Prozent gestiegen, blieb aber weit unter dem OECD-Schnitt. Überdurchschnittlich hoch ist die Zahl derer, die ein Doktoratsstudium absolviert haben.

Hochschulzugang: Auch hier gibt es eine Steigerung von 31 auf 35 (DS: 53) Prozent, das reicht aber nur zu Rang 21 von 25 miteinander verglichenen OECD-Ländern oder Platz 13 unter 15 EU-Staaten.

Widersprüchlich sind die OECD-Daten zur Beschäftigungs- und Ausbildungssituation: Einerseits weist die Studie einen zwischen 1998 und 2003 von 6,6 auf 10,2 Prozent steigenden Anteil der 15- bis 19-Jährigen auf, die sich weder in Ausbildung befinden noch beschäftigt sind, andererseits findet sich auch eine Statistik, wonach 5,6 Prozent der 15- bis 19-Jährigen nicht in Ausbildung stehen und keinen Job haben. Damit wäre Österreich besser als der Schnitt der OECD-Länder von 7,8 Prozent wäre.

"Unsensibler Sparkurs"

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer sieht ihren bildungspolitischen Weg der letzten Jahre bestätigt. Die Opposition bemängelt Österreichs Abschneiden und macht dafür Gehrer, Finanzminister Karl-Heinz Grasser und deren "unsensibler Sparkurs" verantwortlich. Die Arbeiterkammer ortet Versäumnisse der Regierung bei Bildung und Ausbildung, während für die Wirtschaftskammer die Studie das hervorragende Bildungsniveau belegt.

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