ORF-TV-Konsumenten mussten den Stundengewinn des ersten zeitwinterlichen Sonntags nicht unbedingt beim hauptabendlichen Krimi- und Action-Brei vergeuden. Sie konnten die 60 Minuten besser am Vormittag für die "Pressestunde" nützen. Denn die war bemerkenswert.
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Im Gespräch zwischen Wissenschaftsministerin Beatrix Karl, Andreas Koller ("Salzburger Nachrichten") und Tarek Leitner (ORF) ließen harte, aber faire Fragen die Ministerin zur Hochform auflaufen: Sie argumentierte faktensicher, war nie um konkrete Antworten verlegen, vertrat ihre Konzepte mutig. Sie machte klar, dass mehr Geld für die Hochschulen allein die Probleme ebenso wenig lösen wird wie "die periodische Wiederbesetzung des Audimax und die Reaktivierung der Volksküche" durch die Hochschülerschaft. Sie machte nachvollziehbar, wie notwendig neue Rahmenbedingungen sind: Eingangsprüfungen, um die derzeitig 80-prozentige Drop-out-Rate bei den Massenstudien drastisch zu verringern; Studiengebühren für jene, die es sich leisten können; verstärkte Beteiligung der Wirtschaft wegen ihres Bedarfs an guten Akademikern.
Ihren Reformansatz untermauerte die Ministerin auch damit, dass ein Hochschulabsolvent in Österreich um 60 Prozent mehr als im OECD-Durchschnitt kostet und die Aufnahmsprüfungen an den Fachhochschulen eine wesentlich bessere soziale Durchmischung als an hürdenfreien Hochschulen bewirken. Diese "Pressestunde" war ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass nüchterne Sachpolitik sich doch gegen billigen Aktionismus und starre Parteifronten durchsetzen könnte.