Über Peter Pilz aus gegebenem Anlass.
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Es ist gerade einmal ein paar Wochen her, Mitte Jänner war es, da luden die Grünen Hauptstadtjournalisten zum Jahresauftakt in ein gemütliches Beisel. Die Stimmung war locker, man politisierte und führte Schmäh, wie es eben bei solchen informellen Veranstaltungen meistens der Fall ist. Wer genauer hinschaute, der konnte, wenn er wollte, aus der Sitzordnung der Abgeordneten auch den einen oder anderen Hinweis auf den Verlauf der innerparteilichen Sympathielinien erhalten, aber das ist in anderen Parteien nicht viel anders.
Peter Pilz war an diesem redseligen Abend ungewöhnlich still. Die Abgeordneten-Kollegen, zumindest diejenigen, die eine Grundsympathie für den streitbaren Mandatar mit dem Hang zum Anecken hegen, hatten ihn auf der Schaufel und verordneten ihm spaßeshalber ein Redeverbot mit den anwesenden Pressemenschen.
In den Wochen zuvor hatte Pilz Parteichefin Eva Glawischnig - und etliche andere auch - gegen sich aufgebracht, indem er seiner eigenen Partei politische Behäbigkeit attestierte und für einen kantigen Kurs eines linken Populismus als Gegengewicht zur FPÖ eintrat. "Glawischnig erklärt Kritiker Pilz den offenen Krieg", titelte damals der "Kurier", was man getrost als Übertreibung werten durfte. Aber genervt waren sie damals schon, die Spitzen der Grünen, von der ewigen Gegenrede dieses Einzelkämpfers. Und nerven kann Peter Pilz wie kaum ein anderer der 183 Abgeordneten zum Nationalrat.
Von einem Redeverbot ist, seit vergangener Woche bekannt wurde, dass die Republik entschlossen ist, den Eurofighter-Produzenten Airbus wegen des Verdachts auf betrügerische Täuschung zu klagen, allerdings keine Rede mehr. Im Gegenteil: Peter Pilz bespielt die Medienorgel auf allen Kanälen rauf und runter. Wenn der Kampf gegen Korruption - vermutete, behauptete und tatsächliche - so etwas wie das Leitmotiv in Pilzens politischem Leben ist, dann sind die Eurofighter sein Herzstück. Und diesem Herzstück verdankt der Mandatar jetzt seinen x-ten politischen Frühling.
Pilz hat bereits eine lange Reise hinter sich, die einst bei den Trotzkisten begann. Vor 31 Jahren zog er erstmals in den Nationalrat ein, er war Chef der Bundespartei und Klubobmann im Wiener Rathaus bei einem Ausflug in die Stadtpolitik, und als er 1999 wieder in das Parlament wechselte, tat er dies nicht zuletzt aufgrund einer ziemlich erfolgreichen Vorzugsstimmenkampagne.
Der 63-Jährige ist selbst- und sendungsbewusst bis an die Grenzen des Sozialverträglichen, er ist so sehr Aktenwühler und Übertreiber wie Großmeister der Abteilung Attacke und zudem ein politischer Entertainer von Gnaden. Kurz: Pilz ist ein politisches Urvieh, wie es in dieser Republik nicht viele gibt.
Mit diesem politischen Archetypus lässt sich vielleicht kein Staat machen, aber ohne ihn mindestens genauso wenig. Man muss solche Politiker weder lieben noch wählen, aber das trifft auf jede Opposition zu. Trotzdem ist sie unerlässlich für die Demokratie.