Zum Hauptinhalt springen

Liebe Kinder, macht das nicht nach

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Vor etwa einem Jahr ist Xavier Naidoo doch nicht zum Eurovision Song Contest gefahren. Die Kandidatenwahl des deutschen Senders NDR hatte zu massivem öffentlichem Widerstand geführt, weil dem Kuschelbarden Naidoo immer wieder Rechtspopulismus vorgeworfen wird. Nun gibt es erneut Aufregung um den Sänger und seine Band Söhne Mannheims. In einem neuen Song namens "Marionetten" werden Politiker recht hart angegriffen und etwa angedroht: "Sonst sorgt der wütende Bauer mit der Forke dafür, dass ihr einsichtig seid." Die Mannheimer Stadtregierung wirft der Band "antistaatliche Aussagen" vor.

Nun kann man den Musikern sicher vorwerfen, nicht den elegantesten Federstrich zu haben. Man kann den Kritikern aber auch eine gewisse Doppelmoral vorwerfen. Denn offenbar wird Fans der Popikone Beyoncé, die etwa mit einem Baseballschläger durch ein Video marodiert, zugetraut, dass sie nicht nachahmen, was ihnen in Kunstform vorgezeigt wird. Für Naidoos Fans scheint dieser Vertrauensgrundsatz nicht zu gelten.

Überhaupt setzt sich die "Liebe Kinder, macht das nicht zuhause nach"-Mentalität immer stärker durch. In der neuen Netflix-Erfolgsserie "13 Reasons Why - Tote Mädchen lügen nicht" gibt es bereits vor zwei Folgen, in denen eine Vergewaltigungs- und eine Selbstmordszene zu sehen sind, einen Warnhinweis, die Episoden könnten Seher verstören. Aufgrund öffentlichen Drucks wird Netflix nun noch weitere solche Warnhinweise hinzufügen. Ob sie rot blinkend mit Sirene direkt vor den jeweiligen Szenen eingeblendet werden, ist nicht bekannt.