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Lieber ein Auto statt Zigaretten

Von Karl Leban

Wissen

Auch heuer haben zum Jahreswechsel viele Raucher den Vorsatz gefasst, dem "blauen Dunst" abzuschwören.


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Wien. Kurios: Wer 30 Jahre lang täglich 30 Zigaretten raucht, konsumiert in dieser Zeit eine überdimensionale "Zigarette" von fast 19 Kilometern Länge, wenn man die gerauchten Zigaretten ohne das jeweilige Filterstück fiktiv der Länge nach aneinanderreiht. Angesichts dessen wäre das so, wie wenn man sich etwa quer durch Wien "rauchen" würde - vom östlichsten bis zum westlichsten Ortsende.

Ein solches Quantum an Zigarettenkonsum verschlingt klarerweise viel Geld: Bei 30 Zigaretten pro Tag - und das 30 Jahre - sind es in Summe knapp 74.000 Euro, wenn man pro Zigarettenpackung à 20 Stück Kosten von 4,50 Euro veranschlagt. Was damit quasi in die Luft geblasen wird, entspricht einem teuer ausgestatteten Auto diverser Nobelmarken.

Nicht in die Luft geblasen, sondern vom Körper aufgenommen wird indes die Menge an Teer, die insgesamt - in drei Jahrzehnten bei 30 täglich gerauchten Zigaretten - zusammenkommt. Legt man etwa sechs Milligramm Teergehalt pro Zigarette als Rechenbasis zugrunde, sind das unter dem Strich fast zwei Kilogramm. Mit dieser Teermenge ließe sich ein kleines Straßenstück ausbessern.

Dass es für die Gesundheit und die Geldbörse gut ist, den Griff zur Zigarette für immer sein zu lassen, ist jedenfalls kein Geheimnis. Deshalb nehmen sich viele Menschen gerade jetzt - zum Jahreswechsel - vor, im neuen Jahr mit dem Rauchen aufzuhören. Dieser Vorsatz, seit jeher Tradition, zählt auch 2017 zu den meistgenannten Zielen.

Jeder vierteÖsterreicher raucht

Nach Angaben der Apothekerkammer rauchen mehr als 24 Prozent der Österreicher täglich, in absoluten Zahlen also rund 2,1 Millionen. Im Durchschnitt werden pro Tag fast 16 Zigaretten konsumiert. Dass damit gesundheitliche Risiken (Krebs- und Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt, Sexualstörungen) eingegangen werden, ist im Regelfall jedem Raucher bewusst. Ohne Zigaretten lebt man gesünder und länger, ist man leistungsfähiger, riecht und schmeckt man intensiver.

Zwar ist das Nikotin, das Raucher ihrem Körper zuführen, "relativ harmlos", wie der Sozialmediziner Ernest Groman, Leiter des Nikotininstituts Wien, erklärt. Mit dem Rauch einer Zigarette würden jedoch zusätzlich zirka 5000 Substanzen aufgenommen. "Und davon sind gesichert mindestens 30 krebserregend", sagt Groman im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Gemeinsam mit einer Kollegin hat er das Buch "Rauchfrei in 5 Wochen" geschrieben, das Tipps für eine erfolgreiche Entwöhnung gibt. Laut den Angaben Gromans und der Apothekerkammer versuchen jedes Jahr rund 30 Prozent der Raucher ernsthaft, von ihrer Sucht loszukommen. "Alles in allem gewinnt man ohne Zigarette ein großes Stück an Lebensqualität", heißt es dazu bei der Apothekerkammer.

Heimische Apothekenberaten Entwöhnungswillige

"Seit vielen Jahren sind die Apotheken für zahlreiche Raucherinnen und Raucher die erste Anlaufstelle, um sich bei der Bewältigung von Nikotinabhängigkeit beraten zu lassen", erklärt der Vizepräsident der Apothekerkammer, Christian Müller-Uri. Zum Jahreswechsel haben die Apotheken daher auch heuer wieder ihre "Raucherberatungswochen" gestartet - konkret am Mittwoch. Ihre gemeinsame Großaktion läuft noch bis 31. Jänner.

Die Apothekerkammer hat dieser Tage die Werbetrommel dafür gerührt. Bei den "Raucherberatungswochen" würden jedes Jahr mehr als 30.000 Menschen professionelle Beratung in Anspruch nehmen. "Es handelt sich dabei um eines der größten Gesundheitsprojekte zur Raucherentwöhnung in Europa", so die Kammer.

Als wichtigster Faktor für einen erfolgreichen Rauchstopp gilt ein fester Wille. "Ohne den geht gar nichts", betonen Experten. Ergänzend gibt es aber eine Reihe von Hilfsmitteln und -maßnahmen die dafür bestimmt sind, die Entzugserscheinungen zu bekämpfen und zu lindern. Das sind etwa Nikotinpflaster, Sprays, Lutschtabletten, Magneten, Akupunktur oder Hypnose. Daneben gibt es auch spezielle Medikamente, die jedoch rezeptpflichtig sind.

Außerdem kann eine Nichtraucher-App helfen, bei der Entwöhnung nicht schwach zu werden. Das Internet bietet viele solcher Apps, meist sind sie gratis. Nichtraucher-Apps dokumentieren dem Entwöhnungswilligen die erreichten Erfolge, was ihm die Möglichkeit geben soll, sich seelisch immer wieder aufzubauen. Der regelmäßige Blick auf die Zahl der nicht gerauchten Zigaretten sowie das Geld, das man in der rauchfreien Zeit gespart hat, sollen motivieren, stark zu bleiben. Besonders kritisch seien für die meisten Menschen die ersten drei Wochen nach der letzten Zigarette, so der Anti-Rauch-Experte Groman.