OMV: "Fragwürdig, aber keine Folgen für Übernahmepläne". | Wiener bieten knapp ein Drittel mehr pro Aktie. | Wien/Budapest. Nächster Zug in der Übernahmeschlacht um den ungarischen Ölkonzern MOL: Die Ungarn, die unbedingt verhindern wollen, dass die österreichische OMV sie kauft, haben acht Prozent der MOL-Aktien an das Sultanat Oman abgegeben. Ein entsprechender Vertrag mit der zu 100 Prozent staatlichen Oman Oil Company sei am 8. März unterzeichnet worden, teilte MOL-Chef Zsolt Hernadi gestern in Budapest mit. Demnach erwirbt die OOC fast 8,8 Millionen Aktien zum Stückpreis von umgerechnet rund 94 Euro.
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Der Großteil des nun vom Oman - das Sultanat liegt östlich von Saudiarabien an der Südostküste des Persischen Golfs zwischen Abu Dhabi und dem Jemen - erworbenen Aktienpakets stammt aus den von der MOL zurückgekauften eigenen Aktien (Treasury Shares), die zwischenzeitlich an die staatliche ungarische Entwicklungsbank MFB "verliehen" worden waren, hieß es. Die Oman Oil Company werde den Kaufpreis für die MOL-Beteiligung zum Teil in bar bezahlen, zum Teil auch durch Übertragung von internationalen Öl- und Gas-Assets in eine strategische Partnerschaft mit den Ungarn.
"Interessanter Preis"
Für die Pläne der österreichischen OMV zur Übernahme der MOL wird die Transaktion keine unmittelbaren Folgen haben, hieß es in Wien. Durch den Rückkauf und die anschließende Auslagerung eigener Aktien an "befreundete Unternehmen" hatte das MOL-Management diese Aktien aus dem Markt genommen und somit auch dem Zugriff der OMV entzogen. Direkt und indirekt kontrollierte das Management somit mehr als ein Drittel der MOL-Anteile. Bereits am 23. Jänner war der tschechische Energiekonzern CEZ mit 7 Prozent bei der MOL eingestiegen. Die OMV hält derzeit rund 20,2 Prozent der MOL-Aktien.
Der Einstieg der OOC bei MOL "ändert nichts an unserer Position", betonte OMV-Sprecher Thomas Huemer gegenüber der "Wiener Zeitung". "Interessant" finde man allerdings den Preis, der signifikant unter dem von der OMV in Aussicht gestellten liege. Ende September 2007 hatte die OMV den MOL-Aktionären in einer Absichtserklärung umgerechnet 32.000 Forint (derzeit 120,8 Euro) je MOL-Aktie in Aussicht gestellt, knapp ein Drittel mehr als der Sultan von Oman nun bezahlt.
Im übrigen sei der Deal ebenso intransparent und fragwürdig wie viele der vergangenen Schritte der MOL-Führung. "Interessant wäre es etwa, zu wissen, wie der Vertrag zwischen MOL und OOC im Detail aussieht." Derzeit sei es völlig unklar, wie viel Bargeld und welche Assets die MOL für das verkaufte Aktienpaket erhalten werde. Für die MOL-Hauptversammlung am 24. April hatte die OMV bereits früher eine "Liste von Fragen" zum Thema "Corporate Governance" an das Management angekündigt. "Wir bezweifeln jedenfalls den langfristigen strategischen Sinn dieses Geschäfts", so Huemer.
OMV-Angebot aufrecht
Das von der OMV intendierte Angebot an die MOL-Aktionäre sei aufrecht, hieß es. Es bringe den Shareholdern beider Unternehmen einen Mehrwert, stärke die Sicherheit der Energieversorgung in Europa und würde innerhalb der EU einen starken Player schaffen, der bei der erwarteten Konsolidierung der Branche "ein Wort mitreden könnte", bekräftigte der Sprecher die Argumente der OMV für einen Zusammenschluss mit der MOL Die Brüsseler Wettbewerbshüter prüfen derzeit das OMV-Übernahmeangebot eingehend. Parallel dazu läuft in Brüssel eine Klage gegen die Beschränkung der Stimmrechte bei der MOL.