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Liesings gallisches Dorf

Von Barbara Sorge

Politik
Noch ist der "Wiesenspitz" leer, bald soll darauf ein bis zu 26 Meter hohes Gebäude stehen, Richtung Meischlgasse (Blickrichtung) ist die Gebäudehöhe auf 25 Meter festgesetzt worden.
© Jenis/ WZ Grafik

Bürgerinitiative: Petition "abgedreht" - Zustimmung des Bezirks als "Farce".


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Wien. Ruhig ist es "In der Wiesen". Der Platz an der U6-Station Erlaaer Straße ist Namensgeber eines großen Stadtentwicklungsgebiets, das weiter nördlich entstehen soll. Hier, am sogenannten "Wiesenspitz", einem dreieckigen Grundstück zwischen Erlaaer Straße und Meischlgasse in Liesing, soll das Flaggschiff für die nördliche Bebauung entstehen.

Doch die Anrainer machten mobil und protestieren bereits seit einem Jahr gegen das Projekt. Die Buwog wollte ein Wohnhaus mit rund 200 Wohnungen, einem Kindergarten und einer Apotheke bauen. Bis zu 35 Meter sollte das Haus hoch werden, neben all den Einfamilienhäusern und flachen Gewächshäusern der angrenzenden Gärtnereien würde sich das Gebäude gewaltig abheben.

Für Christoph Illnar von der Bürgerinitiative ist zwar klar, "dass wir hier in einem Gebiet sind, wo Stadtentwicklung betrieben wird". Doch die Höhe des Gebäudes und die Anzahl der Wohnungen und der damit einhergehende Zuzug wären einfach nicht grätzelverträglich, sagt er und beruft sich auch auf ein "Implementation Lab", das 2009 stattfand. In dessen Rahmen analysierten internationale Experten das Gebiet und kamen zum Schluss, dass die "bestehende hortikulturelle Identität des Bereiches auch in Zukunft" erhalten werden sollte, wie es im Umweltbericht der Stadt Wien 2010/2011 heißt. Das ist in das Konzept eingeflossen: Laut Presseunterlagen soll es sich bei dem neuen Bau um das "weltgrößte Urban-Farming-Wohnprojekt" handeln. Dass in diesem "Implementation Lab" auch gesagt wurde, dass Häuser nicht höher sein sollten, als zwei Mal die Höhe eines Baumes, kommt laut Illnar zu kurz.

Vor einem Jahr sollte das Projekt starten. Damals lehnte aber auch der Bezirk in einer Stellungnahme an den Gemeinderat das geplante Projekt als zu hoch ab.

Erste Petition

Um ihrer Forderung noch mehr Nachdruck zu verleihen, reichte die Bürgerinitiative die erste Petition ein, als das neue Wiener Petitionsrecht im Frühjahr in Kraft trat. 43 Unterstützungserklärungen wurden abgegeben. Anfang Oktober wurde die Petition nach der Behandlung im Petitionsausschuss dann "abgedreht", wie es Illnar formuliert. In der Begründung heißt es, dass der Petitionsausschuss von einer weiteren Behandlung Abstand nimmt, da es eine Stellungnahme des Bezirks gegeben habe bzw. der Bauträger das Projekt überarbeite.

Ende November wurde dieser überarbeitete Plan präsentiert. Die Teile, aus denen sich der Bau zusammensetzt, sollen niedriger werden. Richtung Meischlgasse wird das Gebäude 25 Meter statt 26 bis 29 Meter hoch. Richtung Erlaaer Straße - gegenüber stehen vorwiegend Einfamilienhäuser - ist der geplante Gebäudeteil jetzt 12 Meter statt 26 bis 29 Meter hoch. Das hohe Gebäude direkt an der U-Bahn soll 26 statt 35 Meter hoch werden. Durch die niedrigeren Bauten wird es zwar weniger Wohnungen geben, aber in einem Ausmaß, das für den Bauträger noch okay sei, so lange die Dinge, die das Projekt ausmachen, wie das Urban Farming, die Gemeinschaftseinrichtungen noch untergebracht werden könnten, heißt es seitens der Buwog.

Im Bauausschuss des Gemeinderats wurde dem neuen Plan bereits zugestimmt. Im Anschluss daran formulierte der Bauausschuss des Bezirks eine Stellungnahme zu den neuen Plänen.

Positive Stellungnahme

Laut Gerald Bischof, Bezirksvorsteher von Liesing, hat die Stellungnahme "substanziell zum Inhalt, dass wir die Hauptteile des Gebäudes gerne um ein Geschoß niedriger hätten". Diese Stellungnahme wurde in der Sitzung der Bezirksvertretung mit den Stimmen der Roten und der Grünen angenommen. Für FPÖ und ÖVP war die Verringerung des Volumens noch zu wenig. Mit der Stellungnahme wird sich in weiterer Folge wieder der Gemeinderat auseinandersetzen.

Für Illnar ist der Beschluss der Stellungnahme "eine völlige Farce", weil auch der Bezirksvorsteher bisher gesagt hätte, gegen diese Höhe zu sein. Die Bürgerinitiative werde weiter gegen das Projekt arbeiten: "Wir versuchen weiter, die verantwortlichen Personen zu überzeugen, dass es Schwachsinn ist, was sie da planen. Das ist keine vernünftige Stadtplanung."