Lifestyle-Geländewagen wie der BMW X5 und der VW Tuareg liegen weiter voll im Trend. Bei dem bis 10. Oktober geöffneten Pariser Automobil-Salon, der führenden Fachmesse der Welt, präsentieren zahlreiche Hersteller neue Modelle aus der boomenden Flotte der Sport Utility Vehicles (SUV).
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Die Autokonzerne folgen damit einer Nachfrage, die von hohen Spritpreisen und Umweltsorgen völlig losgelöst scheint. Branchenkenner sehen in den spritfressenden Lifestyle-Karossen sogar den am schnellsten wachsenden Teilmarkt.
Allerdings geht die Entwicklung heuer eher zu kleineren SUV-Modellen - etwa zum BMW X3, dessen Einstiegsversion mit 2-Liter-Dieselmotor in Paris erstmals vorgestellt wird. Selbst echte Riesen wie der vom Militärfahrzeug aus dem Hause General Motors abgeleitete Hummer bekommen immer kleinere Brüder: Der H3 ist schon kleiner als der H2. Der Hummer H4, der ebenfalls bereits angedacht ist, werde "noch kleiner" sein als jetzt vorgestellte H3, kündigte General-Motors-Manager Paul Chedid auf dem Pariser Salon an.
Auf dem Markt der Lifestyle-Geländewagen habe eine Diversifizierung eingesetzt. Ein Teil der Kunden setze auf imposante Größe und Power, andere suchten ein Modell nach dem Zuschnitt eines kleinen Kraftpakets.
Auch die deutschen Autobauer Porsche, Mercedes, VW und BMW mischen auf diesem Markt kräftig mit. Nachdem der BMW X5 gut verkauft wird, ist nun der kleinere in Graz bei Magna Steyr - im Drei-Schicht-Betrieb -gebaute X3 nicht nur in den USA ein Renner.
Porsche setzt auf den Cayenne - und bringt ihn nun auch mit einer "voksnäheren" Sechs-Zylinder-Motorisierung.
Mercedes stellt in Paris einen Sports Tourer vor. Diese Misch-Komposition aus Limousine, Van und Geländewagen ist nach den Worten von Mercedes-Chef Jürgen Hubbert "ebenso geeignet für Familien wie für den Gebrauch in Freizeit und Beruf".
Inzwischen mischen sich in das Lifestyle-Segment sogar Hersteller ein, von denen das zunächst niemand erwartet hätte. So präsentiert der italienische Autobauer Alfa Romeo in Paris seinen neu konzipierten Crosswagon, der als "Sportwagen" durchgehen soll, zugleich aber auch als Ferienkutsche.
Und Kia, das Partner-Unternehmen des südkoreanischen Hyundai-Konzerns hat das Erfolgsmodell Sportage, das 1993 erstmals produziert worden war, in einer völlig neuen Generation herausgebracht. Hyundai selbst mit dem "Tucson" erst jüngst einen kleinen Bruder des Erfolgsmodells Santa Fe heraus gebracht.
Auch Volvo sucht sich Marktanteile zu sichern - geht aber den Weg nach oben und bringt im siebensitzigen XC 90 erstmals eine 8-Zylinder-Machine.
Kopfschmerzen bereitet den SUV-Verfechtern, dass es in Metropolen wie Paris und London neuerdings Initiativen gibt, um die PS-starken Karossen aus den Innenstädten fern zu halten. Ein entsprechender Gesetzenentwurf für eine Strafsteuer für Benzinschlucker wurde in Frankreich zwar bereits beschlossen, dann aber bis zu einer europaweiten Regelung vorerst wieder auf Eis gelegt.
In Deutschland wurde jüngst ein Schlupfloch geschlossen, das für Besitzer von Autos über 2,8 Tonnen deutlich geringere Kfz-Steuern brachte. Ein Kaufanreiz für einen Teil der großen SUVs fällt damit wohl weg.
Gegner der Lifestyle-Autos verweisen zudem auf die Sicherheitsrisiken, die von den monströsen Wagen auf Fußgänger und Insassen von Kleinwagen ausgehen, sowie auf ihren teilweisen enormen Spritverbrauch. Londons Bürgermeister Livingstone bezeichnet Leute, die ihre Kinder mit 500-PS-Geländewagen zur Schule fahren, britisch trocken als "hirnlos". Ganz sicher können die Hersteller deshalb nicht sein, dass der Boom zumindest bei den ganz großen Lifestyle-Geländewagen noch lange anhält.
In den ersten acht Monaten des Jahres wurden in den USA 570.000 Sport Utility Vehicles verkauft - das waren zwar um ein Prozent mehr als im Vorjahr, aber in den Vorjahren waren die Zahlen noch sprunghaft angestiegen. Bei den Riesen, beim Ford-Modell Expedition und beim Sequoia von Toyota gibt es sogar schon regelrechte Absatzeinbrüche. Der wichtige US-Markt hat damit möglicherweise seine Wendemarke erreicht. Aber die Hersteller reagieren auf die angesichts hoher Spritpreise zögerlich gewordenen Käufer: Ford hat vor kurzem sein Erfolgsmodell Escape mit Hybridantrieb vorgestellt.
Branchenkenner rechnen damit, dass in Europa noch viel Raum für Zuwächse ist. Denn auf dieser Seite des Atlantiks ist der Trend zum Lifestyle-Wagen noch relativ neu. Das Segment der kompakten SUV macht erst acht Prozent des Gesamtmarktes aus - seit 1994 ist es aber immerhin auf das Vierfache gewachsen.