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Vorarlberg war schon immer ein gutes Reservoir für Österreichs Publizistik. Der schreibenden Zunft erwuchsen aus dem westlichsten Bundesland · ladies first · so unterschiedliche Temperamente
wie Marga Swoboda, Conny Bischofberger oder Doris Knecht, bei den Herren u. a. mit "Falter"-Chefredakteur Armin Thurnher der anregendste und gehaltvollste Kommentator österreichischer
Mentalitäten. Auch das Fernsehen hält mit seinen Talenten nicht mehr hinterm (Arl)Berg, wie vor allem zwei Entdeckungen des heurigen Jahres beweisen. Zum einen der Sportreporter Thomas König, der bei
einigen Bundesliga-Live-Spielen in dieser Saison seine Fachkompetenz und eine wohltuende Unaufgeregtheit unter Beweis stellen durfte. Zum anderen ZiB-3-Moderator Roman Rafreider, der die
mitternächtliche Informationssendung mit einer Eleganz und Souveränität präsentiert, als wäre sie ihm gewissermaßen angeboren (was sie ja wahrscheinlich auch ist). Unvergessen, wie er im Sommer den
Salzburger FPÖ-Vizebürgermeister, der Ausländern das verbotene Baden in einem Teich nur mehr deutschsprachig "betafeln" lassen wollte, mit einigen kurzen Fragen ("Gibt's nun auch Speisekarten nur
mehr auf Deutsch?") schnell als jenen Provinzpolitiker erkenntlich machte, der jener wohl ist. Da merkte man, dass Vorarlberg eben doch näher an England und somit an dessen trocken-ironischer bis
sarkastischer Tradition liegt, als so manch östlich-mitteleuropäische Art der harmonisierenden Vereinnahmung.
Von einigen Magazinen, denen Oberflächlichkeit eben alles ist, ausschließlich als Beau und Feschak verkauft, ist Roman Rafreider keineswegs nur für Frauen ein Grund, länger aufzubleiben · auch
Männer werden von diesem geistig aufgeweckten Moderator lohnend um den Mitternachtsschlaf gebracht.