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Linsengericht: Chance vertan

Von Stefanie Holzer

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Aus Anlaß des 65. Jahrestages des Bürgerkriegsbeginns am 12. Februar wurde in der Reihe "Im Brennpunkt" (ORF 2, 22.30 Uhr) ein Film von Andreas Novak mit dem Titel "Der blutige Februar"

ausgestrahlt: Zeitzeugen wurden in aller Eile auf eine höchst oberflächliche Weise befragt. Der Interviewer brachte seine Zeit damit zu, in Erfahrung zu bringen, wie Details der Kriegshandlungen vor

sich gegangen waren. Er kam gar nicht dazu, über die Zeitumstände zu sprechen. Er machte sich auch nicht die Mühe, Filmdokumenten aus den dreißiger Jahren erhellende Worte beizustellen. Der von Franz

Katzinger gesprochene Begleittext mutete punktuell an, als ob dem Filmmacher eine verspätete Belangsendung des Schutzbundes vor Augen geschwebt wäre.

Rundheraus blöde war die Kameraführung. Wenn damalige Kampfschauplätze in der Gegenwart gezeigt wurden, schlingerte und schleuderte die Kamera immer wieder dicht am Boden Stiegenhäuser hinauf, so daß

nur dramatische Läufe über immer gleiche Treppenstufen zu sehen waren. Geschmacklos spritzte man grellrote Lackfarbe als Symbol für das 1934 vergossene Blut über die Bilder vom Karl-Marx-Hof. Nicht

weniger enervierend waren die gleichförmig aufgeregt "Achtung Spannung!" dröhnenden Paukenschläge der Tonspur. · Andreas Novak hat die Chance vertan, einen interessanten Film zu machen. Eine

Dokumentation über den Bürgerkrieg in Österreich wie einen B-Krimi aufzumotzen, das ist ein bißchen, um eines der Lieblingswörter Thomas Bernhards zu gebrauchen, "stumpfsinnig".