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Es muß das Zusammentreffen aus Vorwahlzeit und Fasching gewesen sein, das Österreichs Politiker so ungemein zahlreich zum "Villacher Fasching" gebracht hat. Vor und nach jedem unbegreiflichen "lei-
lei" wurden Kanzler, Minister, die EU und so fort ein bißchen gegen den Strich gekämmt; soweit man das vor dem Fernseher beurteilen kann, war diese Behandlung niemandem unangenehm: Der Kanzler
lachte, als der Haider-Schmäh wiederholt wurde, daß er nur nach Afrika gereist sei, um die Stimmen Schwarzer zu bekommen. Landeshauptmann Zernatto reagierte ebenfalls gutgelaunt, als man seine
üppigen Rundungen ansprach. Jörg Haider kam auch manchmal ins Bild. Er wirkte aufs Äußerste animiert. Erhellend schien dem Zuschauer nur der Grad der Belustigung, den Familienminister Bartenstein
offenbar durchlebte. Im Alltag wirkt er überaus korrekt, wie ein aufgeschossener Schüler, der erwachsene Ernsthaftigkeit inszeniert. Wie er am Faschingsdienstag in Villach lachte, sah man hinter der
Fassade: Er ist ein durch und durch ernsthafter Mann, der die Jugendlichkeit nur darstellt.
Tanja Karl spielte mit großem Einfühlungsvermögen die Quotenkönigin Vera Russwurm. An diesem Sketch war eigentlich nur problematisch, daß jemand, der die echte Rußwurm schon nicht gut aushalten kann,
wohl nicht sonderlich über eine sehr gelungene Rußwurm-Parodie lachen konnte . . . . Die Fernsehkritikerin jedenfalls freute sich am Faschingsdienstag auf die Fastenzeit, nicht nur wegen des
Heringsschmauses.