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Der Fernsehabend stand am Dienstag unter dem Zeichen des Hubschraubers alias Helikopter. ORF 1 traktierte seine Zuschauer mit einer weiteren unaushaltbaren Folge von "Medicopter": Es ist immer
wieder verwunderlich, wie ein Drehbuch allein eine so abstumpfende Mischung aus Blutrünstigkeit, Schmalz und Stumpfsinnigkeit bergen kann. Die ARD setzte übrigens aus Anlass des Unglücks am
Kitzsteinhorn, bei dem die musealen Hubschrauber des österreichischen Bundesheers ein weiteres Mal im Einsatz waren, eine Sondersendung an die Stelle von "Julia · Eine ungewöhnlichen Frau". Bei uns
würde es so etwas nicht geben.
Bei uns trat dafür Johannes Fischer vor die Kamera, um für die ZiB 2 zu werben. Er kündigte Informationen darüber an, wer daran schuld sei, dass sich das Schneebrett am Kitzsteinhorn gelöst habe.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass in Gisela Hopfmüllers "Report" ein Beitrag über dasselbe Thema angesetzt war, der von der Einstellung der Suche nach zwei Verschütteten berichtete und
davon, dass die Lawine sich von selbst oder durch menschliche Einwirkung gelöst haben könnte.
"Zum gegenwärtigen Zeitpunkt", sagen in solchen Momenten die befragten Experten "vor Ort", lässt sich über die Schuldfrage nichts Konkretes aussagen. Haben ORF-Nachrichtensendungen solche Effekte
nötig? Angesichts von elf Toten wünschte man sich etwas mehr Zurückhaltung. Roman Rafreider jedenfalls wusste in der Vorankündigung der ZiB 3 nichts über Schuldige. Das tat gut.