Zum Hauptinhalt springen

Linsengericht: TV Rumantscha · sehenswert

Von Reinhold Aumaier

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 25 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Nicht einmal am Sonntag hat man seine Ruh'! Zuerst swingt einen gar teuflisch Ray Anthony und sein Orchestra in "Günther Schifters 78er" auf Österreich 1 aus dem Bett, dann kitzelt auf 3sat der

Schweizer Nationalfeiertag mit seinem Tag der Rätoromanen die Neugierdsnase des Betrachters. Gut 50.000 Menschen pflegen noch diese neolateinische Sprache. Zuerst gab's ein Porträt des Pater Placidus

a Spescha: ein widerspenstiger Typus von Kirchenmann; auch Alpinforscher. Er plädierte für die Priesterehe und legte vor 200 Jahren einige Erstbesteigungen hin. Er war mit seinen Ideen und

Vorschlägen zu Lebzeiten ziemlich allein. Dafür hat er jetzt sein Denkmal. Das alte Lied halt, wenn ein Vorausdenker auf die Herde der Hintennach-Hinker stößt.

Gleich im Anschluss kam der Schäfer, Schriftsteller und Philosoph Leo Tuor zu Wort und ins Bild · inmitten seiner Tiere, der freien Natur und seiner frei-mu(e)tigen Gedanken: Schweiz bedeute für ihn

vollkommene Sicherheit, sei wie ein Safe . . . Leicht exotisch wirkte dann die sogenannte Fränzli-Volksmusik; eine Art rätoromanischer Blues.

Alles in allem boten diese Auszüge aus dem mehrstündigen Programm Nachrichten aus der unmittelbaren Nähe · vermittelt durch die Televisiun Rumantscha. Wohl nicht zuletzt für derlei ist 3sat soeben

mit dem "Kulturpreis Europa 1999" ausgezeichnet worden. Herzlicher Glückwunsch! Trotzdem könnte man endlich die "Volkstümliche Hitparade" hinausschmeißen und dafür Jazz-Programme aus der Mitte der

Nacht ins Hauptprogramm holen!