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Linsengericht: Zwischen Realität und Fiktion

Von Francesco Campagner

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Vorbei sind die Zeiten, als vierteilige TV-Filme wie "Jesus von Nazareth" das große Lockangebot im Osterprogramm des Fernsehens darstellten. Ostern 1999 bot ein Feuerwerk an Topproduktionen, das

wohl jeden Generalintendanten erfreut hätte. Doch es war heuer ein seltsames "Vergnügen", am Ostersonntag im Film "Independence Day" die Menschheit gegen Außerirdische Atombomben und andere Waffen

einsetzen zu sehen, während nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze unaufhörlich Bomben niederprasseln und Hunderttausende auf der Flucht sind. Reelle und fiktive Leichen am Bildschirm,

auch das war Ostern 1999. Daß die Gewaltkennzeichnung die Greuel des Kosovo-Krieges, die über die "Zeit im Bild" in jedes Wohnzimmer flimmern, nicht berücksichtigt, sei nur am Rande erwähnt.

Gerade jetzt ist es nicht unerfreulich, daß im TV nach Ostern die cineastische Fastenzeit beginnt, wie man an der schwindenden Dicke der Programmzeitschriften erkennt. Obwohl die verschiedenen TV-

Anstalten Filmfreaks eigentlich seit geraumer Zeit darben läßt. Mit auf 4:3-Format gestauchten Filmen, entfernten Nachspännen und gekürzten Fassungen läßt sich das Kinovergnügen zu Hause kaum

nachempfinden. Daß der ORF bei Sendungen im PALplus-Format seinen öffentlich-rechtlichen deutschen Kollegen kräftigst nachhinkt, spiegelt eigentlich nur die österreichische Medienrealität wider.