Zum Hauptinhalt springen

Linz verliert engagierten Hirten

Von Heiner Boberski

Politik

Der Heilige Stuhl gab am Dienstag den Rücktritt des Linzer Bischofs Maximilian Aichern bekannt. Aichern leitet die Diözese bis zur Bestellung eines Nachfolgers als Apostolischer Administrator weiter. Er weiche nicht konservativer Kritik, betonte Aichern, es sei nicht gut, "wenn überall Opas am Werk sind".


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Bereits 2004 hat Aichern, der als Österreichs "Sozialbischof" am katholischen "Sozialhirtenbrief" und am ökumenischen "Sozialwort" beteiligt war und sich große Verdienste um die Katholische Soziallehre und die Ökumene erworben hat, sein Rücktrittsgesuch eingereicht. Gemäß Kirchenrecht hätte der am 26. Dezember 1932 in Wien geborene Benediktiner, der von 1964 bis 1982 das steirische Stift St. Lambrecht als Abt leitete und Präses der heimischen Benediktinerkongregation war, damit bis zu seinem 75. Geburtstag warten können.

Aichern wünschte sich aber, mit Ende des Jubiläumsjahres für den Diözesanpatron Florian (ins Jahr 2004 fiel dessen 1700. Todestag) sein Amt in Linz, das er im Gedenkjahr für den zweiten Diözesanpatron Severin (1982 wurde dessen 1500. Todestag begangen) angetreten hatte, abzugeben. Neben den offiziell genannten Altersgründen habe aber, vermutet der aus Oberösterreich stammende Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung ", auch der Druck des "rechten" Kirchenflügels eine Rolle bei Aicherns Rückzug gespielt. Ständig sei Aichern in Rom denunziert worden, er dulde von römischen Vorschriften abweichende liturgische Praktiken in der Diözese. Dazu meint Zulehner: "Die vermeintlich liberalen Pfarrer sollten sich überlegen, ob sie nicht massiv zum Abgang guter Bischöfe beitragen."

Wer immer Aichern nachfolge, sei "in keiner Weise zu beneiden", meint Zulehner, der hofft, dass der neue Papst mit Hilfe des Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, der Aichern als "engagierten Hirten" würdigte, eine gute Wahl treffen werde. Favoriten zeichnen sich nicht ab. Sollte dem Vatikan der Kurs in Linz wirklich zu liberal sein, kommt wahrscheinlich keiner von Aicherns bisherigen engeren Mitarbeitern in Frage. Als große Veränderung in der Diözese wird neben dem Rücktritt Aicherns der Abgang des bisherigen Generaldechanten Christian Haidinger gewertet, eines Benediktiners aus Kremsmünster, der im August sein neues Amt als Abt von Altenburg im niederösterreichischen Waldviertel antritt.

Zufällig fast gleichzeitig mit dem Bischofsrücktritt in Linz wurde ein Schreiben bekannt, das Mario Cagna 1985 zum Abschluss seiner 18-jährigen Tätigkeit als Nuntius in Österreich an den damaligen Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli in Rom richtetete.

Darin nannte Cagna Österreichs Bischöfe "fromm, ehrlich, fleißig, orthodox und hingebungsvoll in der Ausübung ihrer Ämter", fand aber, "dass sie zu vorsichtig und furchtsam vor den Theologen, den Pastoralgremien, den Journalisten und vor der öffentlichen Meinung sind". Cagna rügte, dass die Bischöfe "sich nicht nur von vom Weg abgekommenen Professoren, Priestern und Laien überspielen lassen, sondern dass sie diese sogar in verantwortungsvollen Posten akzeptieren".

Der Nuntius kritisierte die Lage an Schulen und Universitäten und namentlich die in Österreich gängige "Lehre der Moraltheologie (in Innsbruck P. Hans Rotter SJ, in Linz Alfons Riedl, in Salzburg Günter Virt), die immer mehr im Widerspruch mit der kirchlichen Doktrin steht". Dafür empfand er Bundespräsident Rudolf Kirchschläger "als Gnade Gottes", dieser war ein "hervorragender Katholik", "ein Beispiel für die ganze Nation".