"Wir waren wieder bei weitem bestverdienender europäischer Stahlerzeuger" - nicht unzufrieden fasste VA-Stahl-Generaldirektor Peter Strahammer am Freitag in Wien das Geschäftsjahr 1999/2000 (per 31. 3.) des Linzer Konzerns zusammen.
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Ein schwieriges Umfeld - die Preise erreichten im vergangenen Frühsommer einen absoluten Tiefpunkt - und dennoch: Rekordumsatz, volle Auslastung, fast 5 Mill. Tonnen ausgeliefert, Jahresüberschuss um fast 20% auf 129 Mill. Euro gesteigert. Noch erfreulicher ist der Ausblick im laufenden Jahr: "Exzellente Nachfrage", die Preise steigen, Umsatz und Ergebnis "sollten klar über den Vorjahreswerten liegen", das Erlösmaximum vom Rekordjahr 1995 - EBIT von über 3 Mrd. Schilling - könnte durchaus übertroffen werden.
Warum die Linzer Stahlkocher ihren größeren europäischen Konkurrenten den Rang ablaufen, hat laut Strahammer mehrere gute Gründe: "Wir machen 65% unseres Umsatzes auf Grund langfristiger Verträge. Deshalb hat bei uns der Preisverfall nur 16% betragen - immerhin bedeutete das 2 Mrd. Schilling Mindererlös - bei den anderen hingegen bis zu 40%". Weiters habe man den besseren Produktmix, weil wertschöpfungsintensive Produkte forciert wurden. Und, nicht zuletzt: "Das ehrgeizige Ziel von 500 Millionen Schilling struktureller Kostenverbesserungen pro Jahr haben wir mit 700 Millionen im Vorjahr deutlich übertroffen".
Ein "Goldgriff" war für Strahammer die Hereinnahme des US-Ölfeldausrüstungsspezialisten Grant Prideco als 50-%-Partner beim Rohrwerk Kindberg: Damit werde der Standort langfristig abgesichert, und "der Ergebnisbeitrag unserer 50% ist jetzt schon wesentlich besser als der von den früheren 100%". Auch die Ausgliederung der Linzer Gießerei entwickle sich zu einer "Erfolgsstory der old economy", man denkt jetzt an Kapazitätsausweitung in diesem Segment durch Akquisitionen in Reformländern.
Durch Erneuerungsinvestitionen in Linz und Donawitz sowie weitere Ablaufoptimierungen werde man heuer die Kapazitäten auf 5,3 Mill. Tonnen ausweiten können. Dann steht - "sicher noch in diesem Jahr" - die Entscheidung über den Neubau einer "compact mill" mit bis zu 2,4 Mill. Jahrestonen Kapazität an. "Der Komplexitätsgrad dieser Entscheidung hat mich überrascht", gab Strahammer zu. Über die Technologie sei man sich im Klaren, auch die Absatzmöglichkeiten sieht man als gegeben an. Offen ist noch die Wahl des Standorts, sie hängt an Bedingungen wie die Hafenanbindung für die Vormaterialanlieferung, der Verfügbarkeit von Strom und Gas sowie der Frage, wo die benötigten 450 bis 900 qualifizierten Mitarbeiter am Besten verfügbar sind. Fünf bis sechs Standorte an der Ostsee und der Adria stehen noch zur Diskussion.
Das Projekt einer Schienenerzeugung in den USA, in einem Joint-Venture mit dem US-Stahlkonzern Nucor, ist durch neue strategische Überlegungen bei Nucor verzögert. Nucor überlegt als größter Stahlträgerhersteller der USA alternativ zum Einstieg in die Schienenproduktion auch einen Ausbau des Kerngeschäfts Trägerfertigung. VA Stahl-Vorstand Franz Struzl: "Wenn Nucor in die Schiene geht, werden wir dabei sein". Allerdings nur, wenn sich das "extrem wirtschaftlich" darstelle.
Unverzüglich will man dagegen Initiativen im e-commerce setzen: Nach dem Motto "B2B or not to be" (EU-Kommissar Litmanen) soll ein Internetportal demnächst Einkauf und Kundenrelationen verbessern. Und für neue Geschäftsideen hat die VA Stahl jetzt auch einen mit 200 Mill.Schilling Risikokapital bestückten Corporate Venture Capital Fund.